Sache als Zusammenstellung

 

a) Zusammenstellung mit räumlichen Teilen

b) Zusammenstellung mit beliebigen Teilen

c) Von Wörtern oder Sätzen zu einer Sache – Definieren

 

a) Zusammenstellung mit räumlichen Teilen

 

Wenn Sachen zusammengestellt werden, entsteht eine Zusammenstellung von Sachen. Diese ist auch eine Sache. Viele Sachen können als Zusammenstellungen von anderen Sachen gesehen werden. Meist findet man Gleichartiges in Zusammenstellungen. Materielle Sachen ergeben zusammengestellt andere materielle Sachen. Aber auch formelle Sachen finden sich nebeneinander, z.B. die Sechseckigkeit der Waben in Bienenstöcken. Beim Zusammenbau oder beim Wachsen entsteht unter Mitwirkung von Sachen ein Bau, eine Maschine, ein Wesen. Hier hängt das Resultat von einer Menge Sachen ab, die nicht alle materieller Natur sind. Nach einem Zusammenbringen der Teile kann etwas Neues mit der Zeit entstehen, wie bei den Molekülen aus Atomen. Dieses Neue tritt determiniert hervor, und ein Zugang zu diesem ist dann möglich. Eine Sache, von der noch nicht bekannt ist, ob sie aus Teilen besteht, wird oft versuchsweise als Zusammenstellung angesehen, und ihre Teile auseinandergelegt gedacht. Mehr als was hier gesagt wurde soll eine Zusammenstellung nicht sein.

 

Der Einfachheit halber gehe ich hier von einem Subjekt aus, das eine Sache visuell als solche vor sich hat bzw. sich dieser nähert, was auch immer dieses Sich-Nähern ist. Später können komplexere Zugänge bedacht werden.

 

Mischung

 

Eine Mischung ist ein Spezialfall einer Zusammenstellung, bei der die Teile zufallsmäßig nebeneinander vorkommen. Karten können gemischt werden, und es entsteht eine zufallsmäßige Zusammenstellung von Karten.

 

Beispiele für Zusammenstellungen und Mischungen

 

1. Gulasch ist das Resultat eines Rezeptes, bei dem Rinderstücke und andere Zutaten gebraucht werden, Bourguignon ebenso. An diesem Beispiel sieht man, daß eine Zusammenstellung mit fast gleichen Zutaten ein anderes Resultat haben kann. Die Zahl der sich ergebenden möglichen Zusammenstellungen hängt unter anderem ab von der Zahl der Zutaten, den entsprechenden Gewichtsverhältnissen und von der Kochzeit.

 

2. Auf einer Speisekarte in einem Gasthaus gibt es Beispiele von Zusammenstellungen. Einerseits kann der Gast ein Tagesgericht bestellen und braucht sich nicht um die Zusammenstellung Gedanken zu machen, oder er stellt sich selbst etwas aus der Menükarte zusammen. Beide Möglichkeiten haben ihre Vorteile und Nachteile.

 

3. Wenn etwas gut verkauft werden soll, wird es schön verpackt. So wird dem Käufer eine schöne Einheit vorgegaukelt, die es an sich nicht gibt.

 

4. Verkauf en bloc gibt es, wenn ein Verkäufer eine bestimmte Zusammenstellung von Einzelartikeln anbietet, und die Artikel nur noch im Paket verkauft, und nicht einzeln. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in Ihren gewohnten Einkaufsladen und dort werden nur noch undurchsichtige Säcke zum Verkauf angeboten, gefüllt mit Ware, zusammengestellt nach Belieben der dort Angestellten. Das gibt es doch nicht, können Sie sagen, und erhalten als Antwort, daß die Säcke real sind, und daß es sie wirklich gibt.

 

5. Auch Organe, Lebewesen, usw. sind Zusammenstellungen. Ihre Teile wurden nicht von einer Person zusammengefügt, aber sie sind im Denken das Resultat einer gedachten Zerlegung und eines darauf folgenden Sich-Zusammenstellens. Beides ist Fiktion.

 

Der Betrachter vor einer Sache

 

Es führt uns voran, wenn wir Sachen als zusammengestellte sehen können. Wer sich einer materiellen Sache nähert, nähert sich auch den sichtbaren und unsichtbaren Teilen auf verschiedenen Größenebenen. Das sind z.B. die Äste eines Baumes, die Fasern des Holzes, die Zellen, die Atome.

 

Wie zeigt sich die Eigenständigkeit eines Teils einer Sache? Und damit auch, daß die Sache eine Zusammenstellung ist? Unter anderen zeigen folgende Kriterien, ob eine Sache zusammengestellt ist oder nicht:

 

-         Ein Teil ist in der Sache beweglich (z.B. ein Rad an einem Fahrzeug)

-         Ein Teil ist durch eine Haut begrenzt. (z.B. ein Holzstamm und seine Rinde)

-         Ein Teil ist gleichartig. (z.B. ein Eidotter ist gelb in durchsichtiger Umgebung)

-         Die Sache ist nach Einwirkung teilbar. (z.B. der Sattel an einem Fahrrad)

-         Die verschiedene Nutzbarkeit eines Teils gegenüber dem Ganzen. (z.B. Schlüssel für eine Tür) usw.

 

Daß wir versuchen, uns Sachen als Zusammenstellungen vorzustellen, ist nicht verbunden mit der Idee der weiteren Unteilbarkeit der vorzufindenden Teile. Auch wenn eine weitere Teilbarkeit schwierig sein sollte, sind wir doch keine Atomisten. Auch Demokrit können wir aus dieser Sicht nicht vorwerfen, daß er Atomist war. Seine Überlegungen waren ja viel umfassender, zu ihnen gehörte, daß alles sich auf Atome und ihre Bewegungen zurückführen läßt. Diese Theorie erwies sich später bekanntlich größtenteils als richtig, obwohl sie sich auch als völlig falsch hätte erweisen können.

 

Unteilbare Sachen

 

Wenn eine Vase zu Boden fällt und zerbricht, sind die Scherben nicht mehr als Vase zu bezeichnen. Somit ist eine Vase als solche unteilbar. Nach dem Zerbrechen ist sie nicht mehr. Umgekehrt werden viele Sachen erst zu dem, was sie sind, durch Herstellung oder durch Wachstum. Da physikalische Größen auch als Sachen angesehen werden können, sind sie atomar im o.g. Sinne, da sie nicht weiter teilbar sind. Daß sowohl z.B. eine Vase aus anderem hergestellt werden kann, und z.B. Temperatur erst nach der Bewegung der Moleküle vorhanden sein kann, bedeutet, daß derartige Sachen binärer Natur sind: Entweder sie sind, oder sie sind nicht. Es ist zweifelhaft, ob eine Bezeichnung aller dieser unteilbaren Sachen mit einem Wort, z.B. dem Wort Form (von Aristoteles benutzt), uns weiterbringt. Funktion wäre ein anderes dazu mögliches Wort: Vase als Funktion eines Gefäßes (oder „Eignung des Gefäßes für“). In dem Falle ist das Vase-sein außerhalb der Vase, weil das Gefäß als Vase gebraucht wird. Mit dem Zerbrechen des Gefäßes verschwindet auch die Funktion.

 

Begrenzte Sache vs. von Kriterien bestimmte Sache

 

So wie jede Sache begrenzt ist, so auch jede Zusammenstellung. Für ein lernendes Subjekt jedoch ist die gegebene Sache im Gesichtsfeld nur teilweise eine unabhängige Sache, und es erfährt die Teile einer Zusammenstellung zufallsmäßig. So kann eine Sache im Raum als solche bei ihm länger zur Wirkung kommen als eine andere. Das können wir dann sehen, wenn der Blick einer Person länger an einer Sache verweilt.

 

Das Gesichtsfeld ist vom Horizont begrenzt. Aus dem Text „grenze.htm“ dürfte noch bekannt sein: Allgemein ist die Grenze einer Sache beliebig gezogen. Sie kann abhängen von dem Subjekt, dem diese Grenze vorgegeben ist. Oder die Grenze wird beliebig von einer Person gesetzt.

 

Hier deutet sich schon an, daß mit fortschreitendem Lernen das gesamte Gesichtsfeld, und später dann andere Sachen als Zusammenstellungen von Vielem, auch Verschiedenem angesehen werden können. So gibt es Subjekte, die meinen, sie könnten sich die ganze Welt vorstellen. In der Mathematik und Logik kursiert diesbezüglich die Frage, ob eine Menge sich selbst enthalten kann. Zur Frage des Sich-selbst verweise ich auf den Text „selbst-aporie.htm“.

 

Ob eine Sache naturgegeben ist, ob sie von jemandem gemacht wurde oder ob sie gewachsen ist, ist nicht von Belang. (z.B. ein bestimmter Berg, eine bestimmte Vase, ein bestimmter Baum). So ist die Sache sicher oft gegeben, ihre Begrenzung ist nicht genau zu bestimmen, aber gewisse Kriterien und ein gewisser Sprachgebrauch geben die Sache an.

 

Nun gibt es Sachen, die mit Kriterien (z.B. Form, physikalische Größe) klar von anderen abgegrenzt werden, denen aber im vorhinein nichts Materielles gegenübersteht. So ist es in der Mathematik, bei Gefühlen, Charaktereigenschaften und Phantasiegebilden. Später wird hierzu die Frage gestellt werden, ob das Denken solcher Sachen nur nach demjenigen materieller Sachen möglich ist (Metapherproblem). Sofort in der Folge stellt sich dann die Frage, ob und wieso das Denken der materiellen Sachen gerade das Denken nichtmaterieller Sachen ermöglicht.

 

Ein Kriterium ist auch nur eine Sache (z.B. das Kriterium, daß eine Sache zusammengesetzt ist von A, B, C, mit A unten, B in der Mitte, C oben). Mit seiner Nutzung wird es zur Sache gehörig gedacht. Es ist nicht nur Teil des Denkens.

 

Wem viele dreieckige Sachen gezeigt werden, dem entsteht per Abstraktion oder sonstwie etwas in seinem Kopf, das ihm hilft, auf gleiche Weise bei Präsentation einer dreieckigen Sache gleich zu reagieren, etwa das entsprechende Wort zu sagen. Wenn aber jemand die Kriterien: „Drei Punkte, verbunden mit geraden Linien“ nachvollziehen kann, kann er auf diese Weise prüfen was ein Dreieck ist und was nicht.

 

 (Die Frage, wie stark, klar und deutlich eine Sache sich als solche in einem Subjekt zur Geltung bringt, ist ein wichtiger Aspekt, der mich ständig begleitet. Die Franzosen beschrieben diesen Aspekt mit klarer, eindeutiger, starker Idee. Rudolf v. Carnap führt ihn zutreffend mit dem Wort Begriff (qualitativer, komparativer, quantitativer Begriff) weiter, das ich ja bekanntlich nicht benutze.)

 

Ein Subjekt als Zusammenstellung, Änderung, Zu-tun-haben-mit

 

Eine Person ist vor einer anderen von vornherein eine Zusammenstellung von Körperteilen, Erlebnisspuren usw. Es gibt so viele Zusammenstellungen wie es Individuen auf der Welt gibt. Viele sträuben sich dagegen, in Teilen gesehen zu werden, sie wollen als unteilbare Einheit gesehen, geliebt und geachtet werden. Und doch wissen sie: Niemand kann oder will einem anderen alles geben, niemand muß beim anderen alles berücksichtigen, niemand kann vom anderen alles verlangen, was er braucht. Auch wenn gewisse Systeme oder Utopien (z.B. in Paarbeziehungen) dies zum Ausdruck bringen. Hinzu kommt, daß das Subjekt sich noch mit der Zeit ändert, und insoweit mit der Zeit anders zusammengestellt ist als vorher.

 

Ein Subjekt wirkt auf seine Umgebung mit ihren Zusammenstellungen und verändert sie, insbesondere dann, wenn seine primären Triebe befriedigt sind. Jedes Subjekt tut dies anders indem es eher Änderungen an bestimmten Zusammenstellungen vornimmt, und andere ausspart. Weiter muß gedacht werden, daß aufgrund der Gleichartigkeit der Subjekte gewisse Zusammenstellungen in der Gesellschaft eher geändert werden als andere.

 

Ein Subjekt ändert am ehesten das, was in seiner unmittelbaren Umgebung ist. Und das kann beim eigenen Körper anfangen. So will es sich verschönern, bereichern, es will stärker werden usw. Das Subjekt will die unmittelbare Umgebung auf ähnliche Weise verbessern, vielleicht am ehesten so, daß es ihm selbst wieder zugute kommt.

 

Zwischen der Kritik an einer Zusammenstellung und der Frage nach dem Zu-tun-haben-mit gibt es eine gewisse Ähnlichkeit. So wie eine Person sich fragt, was sie mit etwas anderem zu tun hat, so kann sie fragen, was eine Sache mit einer anderen zu tun hat. Eine Person kann sich sagen:

 

-         Ich habe nichts mit bestimmten Sachen zu tun.

-         Gewisse Sachen gehören nicht zusammen.

-         Nicht zusammengehörende Sachen weise ich von mir, ich will sie nicht verwenden.

 

Das Subjekt vor einer Sache

 

Die ersten Sachen, mit denen ein Subjekt konfrontiert wird, können Zusammenstellungen von Sachen sein, z.B. zeigt sich im Gesichtsfeld nichts anderes als die Gesamtheit der Gegenstände des gerade vorliegenden Raumes. Jeder der Gegenstände ist an einer bestimmten Stelle. Egal ob das Sehen auf eine Landschaft zielt oder auf das, was man in einem Zimmer sehen kann. Es ist hierbei nicht von Belang, wie die einzelnen Sachen zusammengestellt wurden, ob sie gewachsen sind, oder ob jemand sie so angeordnet hat.

 

Eine besondere Zusammenstellung, die sich ständig ändert, ist die Gesamtheit dessen, was auf ein Subjekt wirkt, von innen wie von außen. Diese habe ich anderswo als Angebot bezeichnet.

 

Wenn wir die vielen Jahre bedenken, die ein Kleinkind mit dem Trennen und Zusammenstellen von Gegenständen verbringt, so können wir vermuten, daß dies ihm eine wichtige Lehre erteilt, und die so gebildeten Gewohnheiten ihren Einfluß auf viele Bereiche haben.

 

Doch nun zurück zur Frage, wie ein Subjekt eine Sache erlebt, die vor ihm ist. Condillac beschrieb diesen Sachverhalt in etwa mit den Worten: „Das Subjekt ist zu einem bestimmten Zeitpunkt nichts anderes als die Summe dessen, was es erlebt.“ In einem Beispiel sagt er, daß für das Subjekt nichts anderes zu dem Zeitpunkt ist, als der Geruch der Sache, die vor ihm ist. Hier drückt sich die Unbestimmtheit der Begegnung aus. Deswegen sieht das Subjekt eine Sache anfänglich als Zusammenstellung ihrer Teile an, insoweit sie gesehen werden, und der Empfindungen und der Zustände, in denen es dann ist. Wenn das Subjekt für die Sache noch einen Namen benutzen kann, wird auch dieser von ihm sozusagen als ihr Teil gedacht. Dieser Sachverhalt ist unter dem Namen „naiver Realismus“ bekannt. Aber diejenigen, die sich aus diesem hervorzuheben wähnen, bleiben doch in diesem derart befangen wie die naiven Realisten. Allein ihre Wortwahl entlarvt dies: sie geben vor, Sachen zu begreifen, zu verstehen, daß sie einen Begriff von einer Sache haben, daß sie sich mit Begriffen mit anderen Subjekten verständigen usw. Dadurch behaupten sie implizit, daß sie eigentlich bei den Sachen sind, wenn sie „über“ sie nachdenken. Und so rechnen sie sozusagen nur mit dem Geld, das sie nicht in ihrer Tasche haben. Sie setzen sich also über die Unbestimmtheit der Begegnung hinweg, kurze Zeit nachdem sie sie im Denken nachvollzogen haben.

 

Eine weitere Irrlehre wäre es, das Zusammensein des Subjekts mit der aktuellen Sache als Einheit zu denken. Denn diese könnte wiederum nur von außen als Einheit angesehen werden. Und dies müßte so bis ins Unendliche weitergedacht werden.

 

Um aus diesen Zwickmühlen herauszukommen, bedenken wir als Betrachter

-         die Subjekte,

-         die Sachen die sie vor sich haben,

-         das was dann in ihnen geschieht,

jeweils separat.

 

Psychologisch ungenau gesprochen: Wir identifizieren uns keineswegs mit dem Subjekt, wir glauben nicht so zu denken wie das betrachtete Subjekt. Wir denken nur an das, das wir vermuten, was im Subjekt geschieht. Diese Methode haben wir übrigens allein Condillac zu verdanken. Mit dieser Methode war ihm die Vereinheitlichung von Betrachter und Betrachtetem, wie sie extrem von Descartes im „Ich denke, also bin ich“ praktiziert wurde, fremd. Und wenn diese Methode doch Introspektion ist, so ist es eine, die das innen Gesehene weit weg von sich stellt.

 

Wenn wir Subjekte vor uns haben, müssen wir in der Tat die Zustände, in denen sie sind, auseinanderhalten können, so wie wir materielle Sachen auseinanderlegen können. Das bedeutet dann, daß wir nicht mit den Subjekten und ihren Wörtern denken.

 

Raum?

 

Ungeschickterweise könnte gefragt werden: Bedarf Zusammenstellung der Idee des Raumes? Erst einmal muß bemerkt werden, daß "der Raum" schon "die Welt" in sich hat, bzw. umgekehrt, und daß beide zumindest die schon beschriebenen Aporien gemeinsam haben (siehe welt.htm). Jedoch haben dimensionale Räume einen kleinsten gemeinsamen Nenner: In gleich welchen Dimensionen des Raumes stehen die Sachen zueinander in Nähe bzw. Distanz, so daß diese kleine Bedingung von Raum angenommen wird, zumindest von uns als Betrachtern. Und jedesmal, wenn Nähe, Distanz, Nebeneinander usw. gesehen oder sonstwie nachvollzogen werden, muß diese Minimalkomponente von Raum angenommen werden. Anders gesagt: Nähe, Distanz, Nebeneinander sind in jedem Raum vorhanden, und Raum kann nicht ohne diese definiert werden, und umgekehrt. Weil für eine Zusammenstellung mindestens ein Nebeneinander erforderlich ist, ist Zusammenstellung auf den Raum angewiesen. Wenn ein Subjekt nun diesen Raum simulieren kann, so besteht die Möglichkeit, daß es auch Nicht-Raum auf dieselbe Weise behandeln kann wie es Raum simulieren kann. "Behandeln" wäre in der Umgangssprache "Denken", was aber zu Sätzen führen könnte wie "ich kann Raum denken", "ich habe ein Raumverständnis", was aber ein Unsinn wäre. „Raum simulieren“ wäre auch einer elektrischen Schaltung möglich, insoweit diese sich an irgendwelche Bedingungen von Raum anpassen könnte.

 

Für einen Betrachter können Nähe und Distanz von einem Subjekt erst in einem Raum gelernt werden, und danach können auch Zusammenstellungen als solche gesehen werden. Anfänglich ist der Raum dem Denken völlig unbekannt. Allein daraus ist auch die Idee eines Descartes zu verstehen, daß das Denken nicht räumlich sein kann. Diesbezüglich irrte Kant. Und sollte ein Nebeneinander im Raume sich im Denken nur als ein Nacheinander oder ein Gleichzeitig simulieren lassen, so ist dieses Nebeneinander dem Denken doch immer fremd. Und wenn es im Denken auch ein Gleichzeitig geben kann, so ist dieses noch kein Nebeneinander. Gleichzeitig wäre z.B. das Hören von Musik und das Sehen des dabei laufenden Filmes, zu einem Zeitpunkt, oder auch zu einer Dauer. Gleichzeitig ist auch das Sehen der Teile eines Bildes, wenn das Bild angeschaut wird. Selbstverständlich kann das, was gleichzeitig sein kann, auch in anderen Umständen nacheinander vorkommen, aber das ist hier unwichtig. (Auch beim eidetischen Wahrnehmen kann das innere Bild, das nach dem äußeren entstand, geschaut werden oder aber die Teile können einzeln durchgangen werden. Hier hat das äußere Bild ein Abbild im Inneren hinterlassen, das so ist wie das wie das äußere Bild vorliegt. Das innere Bild bleibt dann sozusagen noch an der Oberfläche oder Schnittstelle zur Außenwelt.)

 

1) Es kann sein, daß das beim Raumerkunden Erlernte derart wichtig ist, daß es ständig im weiteren Denken mitwirkt. Denken nach dem erstmaligen Simulieren von Nähe, Distanz, Grenze, Zusammenstellung usw. ist zwar immer noch das, was es immer war, dem Subjekt bleibt der Raum unbekannt, nur gibt das Simulieren derart viele Möglichkeiten, daß viele glauben, daß Denken erst nach dem Zeitpunkt der ersten Simulierung einsetzt. Beim Simulieren wird Räumliches nicht-räumlich gedacht (weil Denken immer nicht-räumlich ist, und kein Zugang zu Räumen besteht), auch wenn Subjekte behaupten können, daß sie Raumsachen räumlich denken bzw. verstehen können.

 

2) Es kann aber eher noch sein, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt verschiedene Sachen im Subjekt gleichzeitig wirken, und sich für die verschiedenen Teile der gesehenen Sache zur Verfügung stellen können. Auch in diesem Fall will ich von einem Simulieren von Raum sprechen, obwohl das nicht genau der Fall ist. Dann ginge Raum nicht derart extrem ins Denken über wie bei der vorherigen Annahme. Hier liegt schließlich eine Aporie, die mir von den Logikern vorgeworfen werden kann: Wie sollte ich über Raum schreiben können, wenn Raum mir immer fremd ist. Diese Aporie gehört neben die schon vorgezeigten Aporien. Ich würde dann antworten, daß ich nicht „über“ Raum schreibe, und daß ich fiktiv annehme, daß Raum mir doch nicht ganz fremd ist, oder daß ich nur eine Ahnung von Raum habe, ungenaue Vorstellungen dazu. So wie jemand, der nie ein Dreieck sehen kann, aber sich vorstellen kann, daß dort drei Punkte mit geraden Linien miteinander verbunden ist.

 

Daß Raum durch unsere Sinne in uns eindringt, hat zur Folge, daß unter den zwei möglichen Annahmen dieser um so besser eindringen kann, je besser die Sinne auch funktionieren. Aber eigentlich dürfte ein Subjekt, das nie so recht über seine Sinne verfügen könnte, wegen seiner Fähigkeit zur Gleichzeitigkeit auch zu einer Art räumlichen Denken gelangen können, wenn auch sehr schwerlich, weil der Raum nicht zu Hilfe kommen würde. Die Fähigkeit bzw. Möglichkeit des gleichzeitigen Erlebens verschiedener Sachen und der Raum, wie er ist, müssen also für das erforderlich sein, was ich dann als Simulieren von Raum bezeichne.

 

Nachdem das Simulieren von Raum einem Subjekt erstmalig möglich ist, kann auch alles Mögliche in Kombination gesehen werden. Dieser Zeitpunkt ist wahrscheinlich derjenige, bei dem umgangssprachlich gesagt wird, daß das Subjekt dann "Begriffe bilden" kann. Der Zeitpunkt ist Entwicklungspsychologen bekannt, und ab diesem werden Wörter viel schneller gelernt als vorher.

 

Sätze und Raum

 

In Ausdrücken wie "Teil der Sache", "zur Sache gehörend", "mit der Sache assoziiert" usw. verwässert sich der angebliche Unterschied von Sprache und Raum (ich mache die Gegenüberstellung "Sprache und Raum" nur mit Widerwillen, weil sie zu ungenau ist, ich deute sie nur an). Wieviel Raum ist schon in Sätzen wie "A ist X." und "A ist b und c."? Kann ein Satz wie "A ist b und c." überhaupt entstehen bzw. kann ein solcher Satz gesagt werden, wenn zuvor nicht schon Sachen in Teilen gesehen wurden? Was ist ein Punkt am Ende eines Satzes anderes als eine räumliche Begrenzung? Im Denken gibt es kein Ende und keine Begrenzung. (So dachte auch Descartes.) Eins kommt nach dem anderen. Oder es kommt eben nichts mehr. Sobald der Raum in das Denken des naiven Realisten hineinwirkt, versucht letzterer, gleichzeitig Erlebtes, das er anfänglich als einheitlich ansah, und im nachhinein in Teilen, so zu beschreiben wie er eine zusammengestellte materielle Sache beschreiben würde.

 

b) Zusammenstellung mit beliebigen Teilen

 

Obwohl im Text „begegnung.htm“ nicht von Zusammenstellung gesprochen wurde, kann gemäß dem dort Geschriebenen im Beispiel gefragt werden: Was ist ein Baum für ein Subjekt anderes als seine Form und seine Teile? Da wird Materielles mit Immateriellem kombiniert und als eine Zusammenstellung gesehen. Im Abschnitt „Das Subjekt vor einer Sache“ wurde gezeigt, wie ein Subjekt Empfindungen zu der erlebten Sache gehörend denken kann, weil es keine Bestimmtheit in der Begegnung gibt. So können grundverschiedene Teile eine Zusammenstellung ergeben, in beliebiger Kombination. Es gibt eben keine Kriterien, die absolut bestimmen, welche Sachen zusammengestellt werden können und welche nicht. Die Kriterien können sich aus dem Zweck ergeben, den die Zusammenstellung hat. Außerdem können die Kriterien definiert werden. Es gibt jedoch keine Kriterien, die absolut bestimmen, welche Sachen zusammengehören und welche nicht. Es sei denn man meint sie in der Natur vorzufinden. Sollte hier das Wort Wahrheit, oder das Wort Realität gebraucht werden dürfen, so könnte gesagt werden, daß es von vornherein keine Arten von Wahrheitskriterien für eine vorliegende Zusammenstellung gibt. Wenn z.B. in unserem Denken eine Zusammenstellung vorliegt oder im Umgangswissen ständig vorkommt, so sind wir von da her geneigt, sie so anzunehmen wie sie ist. Das müssen wir aber nicht. Wir sind einverstanden, daß es die Teile einzeln gibt, wir wollen sie aber nicht immer als Zusammenstellung sehen, in der Welt und in der Sprache. Fast alles was uns in die Hände kommt ist zusammengestellt, und als Zusammengestelles müssen wir es vorerst kennenlernen. Erst nachträglich können wir uns mit den Teilen der Sachen befassen, wenn uns die Zeit dazu bleibt. Aus dem Umgangswissen werden uns Wörter vorgeschlagen, die wir nur annehmen können wie sie dort definiert sind. Wir können von vornherein keine neue Sprache erfinden, wenn wir die Sachen, zu denen die Wörter gesagt werden, nicht als Zusammenstellungen sehen können oder wollen, etwa weil wir sie als mißlungene Zusammenstellungen ansehen. Etwas in die Ferne schweifend können wir uns vorstellen, daß es eine Sprache geben könnte, die strenge Kriterien für die Annahme von Zusammenstellungen vorgeben würde, bevor sie Wörter zu diesen erlauben würde. Allein die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Sachen zu Zusammenstellungen erklärt eine Nichtübersetzbarkeit von Sprachen, in denen die jeweils entsprechenden Wörter vorkommen.

 

So wie Grenzen beliebig gesetzt werden können (siehe grenze.htm), so kann Verschiedenes gemeinsam auftreten und als Einheit gesehen werden. Dem diese Einheit erlebenden Subjekt kann kein Vorwurf gemacht werden, wenn es für diese Zusammenstellung ein Wort benutzt. Vorläufig gibt es schließlich keine andere Möglichkeit. Doch auch im Umgangswissen kursieren viele beliebige, willkürliche, mangelhafte Zusammenstellungen mit ihren entsprechenden Wörtern. Durch das ständige Benutzen der Wörter stellt sich eine Einheit dar, die es an sich nicht gibt.

 

Der naive Realist sieht die Sachen und damit die Zusammenstellungen völlig anders als der teilweise, jedoch nicht absolut geläuterte Naive. So wie die Farbe für den Naiven offensichtlich an den Sachen ist, und nicht in seiner Auffassung, so ist auch die Angst offensichtlich an die angstmachende Situation gebunden, die alsdann gemieden wird. Die Angst und die angstmachende Situation stellt sich anfänglich als Einheit dar. Diese Einheit kann später als Zusammenstellung von zwei Sachen gesehen werden, die alsdann gedacht wird wie zwei räumliche Gegenstände nebeneinander gesehen werden können. (In diesem Falle Angst als Zustand beim Subjekt und z.B. einer Gefahrenquelle, die auf das Subjekt wirken kann.) Die Unsicherheit, die aus der Unbestimmtheit der Begegnung direkt hergeleitet werden kann, fördert gerade den Umstand, sich alles Mögliche kombiniert vorzustellen. Und in der Welt kann vieles Mögliche sich begegnen, auch wenn es grundverschieden ist. Erst der Betrachter, der das Geschehen aufteilt, kann die Situation überblicken. Von vornherein ist nie sicher was zusammengehört. Deswegen will ich kein anderes Wort vorzuschlagen als Zusammenstellung. So würde das Wort Zusammensein zur Annahme einer Zusammengehörigkeit verleiten, wo vielleicht keine ist. Auch der Umstand, daß ein Subjekt verschiedene Sinne hat, ermöglicht das natürliche Erleben einer Zusammenstellung, weil eine Sache eben mehr als einen Sinn ansprechen kann. Umgekehrt verleitet der Umstand, daß mehr als ein Sinn eine Sache gleichzeitig zu erleben gibt, zum Denken, daß etwas Zusammengestelltes vorliegt.

 

Wir müssen immer wieder bedenken, daß Sachen auf verschiedene Art und Weise zueinander gehören oder zu einander finden. Fassadenfarbe, Fenster, Türen usw. werden dem noch nicht fertigen Haus hinzugefügt, so daß ein Haus eindeutig eine Zusammenstellung ist. Der Klang einer Saite an einem Streichinstrument gehört zu dieser Saite, obwohl er nicht zu einer fiktiven Noch-nicht-Saite zugefügt wurde. Sondern der Saite wurde eine bestimmte Länge gegeben, um gerade diesen Klang erzeugen zu können. Genau betrachtet bedarf es für ein Musikinstrument eines äußeren Anstoßes, damit es Töne abgibt. Und doch werden diese Töne dem bestimmten Musikinstrument als Gesamtheit zugedacht.

 

Fragwürdige Zusammenstellungen.

 

Jedesmal wenn einem Subjekt eine neue Sache erscheint, ist es unsicher, ob diese atomar im o.g. Sinne ist oder nicht, und wenn nicht, wie die Sache als Zusammenstellung zustande kam. Die Wörter „Sein und Schein“ würden die Situation verfälschen, weil sie zur Annahme verleiten, das Sein wäre nur so hinter dem Schein zu suchen. In Einzelfällen mag das der Fall sein, aber insgesamt benutzt wäre dieses Schema ein Vorurteil. Statt der Frage „Was ist diese Sache?“ stellt sich die Frage „Wie ist diese Sache zusammengestellt?“ Wissenschaftlichkeit kann diesen Schritt bezüglich äußerer Vorgänge schon gemacht haben, ohne ihn jedoch bezüglich ihrer Wörter gemacht zu haben.

 

1. Rein zufällige Zusammenstellungen

Die rein zufällige Zusammenstellung, insbesondere dann, wenn sie in der Zeit schnell ändert, wird nicht als Sache ernst genommen. So die vielen Bilder, die ein niedergehender Regen darbietet. Oder die Bilder eines Kaleidoskops. Dem jeweiligen Einzelbild wird kein Wort zugeordnet. Wenn uns eine Sache jedoch ständig begleitet, die wir ebenso zusammengewürfelt ansehen wie das Bild eines Kaleidoskops, dann können wir sie nur in ihrer Form annehmen, wir brauchen uns nicht zu fragen, wie sie zustande kam.

 

2. Vorkommende Zusammenstellungen

Auch das Meer scheint eine zufällige Zusammenstellung alles zu ihm fließenden Wassers zu sein. Aber es stellt sich konstanterweise als Sache vor, obwohl es sich in seiner Form ändert und je nach Standpunkt gesehen anders ist. Wie hat es sich zusammengestellt? Hat das Wasser sich dort versammelt, weil es mit anderem zusammen sein will? Aus welchen Gründen ist es dort, wo es gerade ist, und nicht woanders? Die Sache „Meer“ muß ich jedenfalls als Gegebenheit ansehen, ebenso wie die Sache „Regen“. Ob ich diese Zusammenstellungen nun als nützlich ansehe oder nicht. Sie kommen eben vor. Unabhängig von dem sie erlebenden Subjekt. So sieht es jedenfalls der Betrachter, nicht jedoch derjenige, der glaubt, daß die Sache erst Sache wird, wenn sie sich als solche durchsetzt.

 

3. Künstliche Zusammenstellungen

Ein Gemälde mit einer Landschaft ist künstlich in dem Sinne, daß es ja nicht die Landschaft selbst ist. Ein abstraktes Bild ist zusätzlich künstlich in einem anderen Sinne, daß es von gewissen Personen nur als Resultat eines zufälligen Kombinierens von Bildelementen angesehen wird.

 

4. Gebrauchsgegenstände als Zusammenstellungen

Für den richtigen Gebrauch einer Sache braucht diese nicht als Zusammenstellung gesehen zu werden, so z.B. ein Fahrrad, eine Maschine usw. Der Gebrauch muß nur erlernt werden. Sie sind künstlich, und für deren Gebrauch bedarf es nicht einmal eines Wortes.

 

5. Mit Zuständen verbundene Zusammenstellungen in einer Gesellschaft

Geldscheine sind nur Gebrauchsgegenstände. Es genügt nicht, wenn ich sie nur als Papier ansehe. Erst wenn der Einzelne von den Geldscheinen in einen besonderen Zustand versetzt wird, liegt für ihn die Zusammenstellung vor. Eventuell wird er dabei Werte bedenken und vergleichen, oder überlegen, wozu dieses Papier nutzen kann. Um Geldscheine oder Ähnliches zu achten bedarf es nicht der Gesellschaft: Als Einzelperson kann ich eine Sache achten, die andere nicht einmal bemerken würden. Mit dem Gelde jedoch geht vieles einher: es ist ein Wort, das viele benutzen, und es versetzt viele in Zustände der Erregtheit.

Fragen zu Zusammenstellungen

 

"War derjenige kompetent, der die Zusammenstellung vornahm?",

 

"Ist die Zusammenstellung für die Situation brauchbar bzw. bringt das entsprechende Wort die Person, die es benutzt, weiter?"

 

"Verfälscht die Zusammenstellung nicht unser Leben insgesamt?"

 

Die Zusammenstellung kann wie oben angegeben brauchbar sein, bevor sich diese Fragen überhaupt stellen können.

 

c) Von Wörtern oder Sätzen zu einer Sache - Definieren

 

Wörter entstehen in der Sprache, sie treten mehr oder weniger oft auf, werden als wichtig erachtet, im positiven oder im negativen Sinne. Und irgendwann fragt sich jemand, was ihnen denn entspricht. Dabei tut sich der Sprachgebrauch, die Etymologie hervor, und der Zustand, in dem die Person war, als ihr das Wort gesagt wurde. Sie nimmt eventuell Wörterbücher oder andere Bücher zu Hilfe. Alsdann kann sie so tun, als hätte sie die dem Wort entsprechende Sache vor sich, als würde die Sache auf sie wirken, obwohl nur die Erinnerungsstücke oder Spuren, die in der Vergangenheit entstanden, wirken. So wie die Teile einer materiellen Sache gleichzeitig wirken können, so können Erinnerungsstücke auch gleichzeitig wirken. Von da her gibt es für Subjekte keinen Unterschied zwischen Sachen, die von außen her auf sie wirken und Sachen, die von innen her wirken. Und alle Fragen, die bezüglich äußerer Sachen gestellt werden können, können auch für innere Sachen gestellt werden.

 

Und weil ein Subjekt eine Sache in der Vorstellung zu haben glaubt, versucht es die Bedingungen anzugeben, nach denen sie zusammengestellt ist. So entstehen Sätze wie "Die Sache ist dies und jenes, mit bestimmten Bedingungen." Das ist ein Definieren, das sich die Freiheit nimmt, Sachen beliebig zusammenzustellen. Und derartige Sätze zeigen die besprochenen Sachen jedenfalls implizit als Zusammenstellungen an, im Wissen oder Unwissen darüber, daß es normalerweise nicht vorstellbar ist, nicht-räumliche Sachen zusammenzustellen. Nun wird auch gedacht, daß andere Personen, die noch nie etwas mit der Sache zu tun hatten, sich ihr mit Hilfe der Definitionssätze nähern können. Oder die Sätze sollen der eigenen Erinnerung auf die Sprünge helfen, sich die Sache wieder vorzustellen. Anders gesagt: Bestimmte Gedanken, Gefühle, Vorstellungen usw. sollen die Person dazu bewegen, damit das so nach einem bestimmtem Muster Zusammengestellte sich als Sache hervortue. Die Definitionsart, die hier zur Kritik steht, benutzt auf ihrer rechten Seite (Definiendum) oft Wörter, die auf dieselbe Art und Weise definiert sind. So kommt es unbemerkt zu Zirkeln oder zu einer allgemeinen Ungenauigkeit. Zusätzlich definiert jeder die angeblichen Sachen anders, z.B. indem er andere Bedingungen der Zusammenstellung angibt, andere Wörter usw., eine weitere Quelle der Ungenauigkeit. Weiter muß bedacht werden, daß nicht nur Teile der Zusammenstellung für die Definition angegeben werden müssen, sondern noch zusätzlich Kriterien, Bauanleitungen, wie die Teile zusammengestellt sind bzw. zusammengestellt werden müssen.

 

Ein anderer Gesichtspunkt hierzu: So wie der Unbefangene einen materiellen Gegenstand auseinanderzunehmen versuchen würde, so versucht er auch Wörter auseinanderzunehmen. Dabei macht er Sätze, die das in Stücken zum Ausdruck bringen sollen, was er in Gedanken vor sich hat, auf das er fixiert zu sein glaubt, so wie er auf einen materiellen Gegenstand fixiert sein kann. Die Gefahr ist groß, daß da etwas entsteht, das er in Gedanken zusammensetzt, das ihn jedoch nur auf falsche Fährten setzt. Aber je mehr er solches gedanklich zusammensetzt, um so öfter wird es ihm auch nützlich sein und nutzen, gegenüber demjenigen, der statt dieses Halbwissens überhaupt nichts hat. Und wenn andere es ihm nachmachen, so können sie sich mit den Wörtern und Sätzen problemlos verständigen gegenüber denen, denen diese Wörter und Sätze fremd sind.

 

Genügt es, eine Sache zu sehen, um sie zu verstehen, oder braucht man zusätzlich noch die Kriterien, nach denen sie zusammengestellt ist oder nach denen sie funktioniert. Oder braucht man nur die Kriterien? Wann braucht man das Sehen, wann die Kriterien? Wann beides? Und wo beginnt die Redundanz im Zugang zu einer Sache?

 

Ungenau geantwortet genügt es, eine Sache zu sehen. Es bedarf keiner Analyse und keiner Kriterien. Dann wird das Subjekt sich der Sache allerdings nur mit dem Sehen nähern. Wenn die Sache noch akustisch etwas von sich gibt, so ist dies separat zusätzlich zu hören. Und so mit allem anderen. Insgesamt kann gesagt werden, daß es genügt, die Sache zu erleben, um sie zu verstehen.

 

Wenn die Sache sich jedoch ändert, muß dann noch Zusätzliches bekannt sein? Muß für das Verstehen einer Dampfmaschine noch verstanden werden, was Dampf und Druck ist? Für das Verstehen von Druck und Temperatur ist die Mikrotheorie erforderlich. Das Rechnen mit Siedepunkten und Druck ist nur erforderlich für das Bauen einer funktionierenden Dampfmaschine und für das Verstehen, warum eine Dampfmaschine funktioniert.

 

Nicht-räumliche Zusammenstellungen

 

Dieser Absatz schließt sich an obigen Absatz "Raum" an. Die nicht-räumlichen Zusammenstellungen können nur gedacht werden, wenn der Raum im Denken simuliert wird. Ungenau könnte gesagt werden: "Hier spielt der Raum als Metapher in das Denken hinein. Der Raum ist ein Hilfsmittel des Denkens." Dies ist z.B. auch der Fall bei mathematischen wie auch physikalischen Formeln. Die einzelnen Größen werden nebeneinander gedacht, und kommen in den Formeln nebeneinander vor, sozusagen räumlich. In anderen Wissensgebieten werden komplexe Eigenschaften als Zusammenstellungen von anderen weniger komplexen Eigenschaften gedacht. So wird z.B. Tapferkeit als Kraft gesehen, die gegen eine Angst wirkt, so daß diese nicht zur Flucht verleitet. Wenn gesagt wird: „Dieses Wasser ist heiß.“, so wird dort eine Zusammenstellung gedacht: Wasser in Verbindung mit der scheinbar immateriellen Hitze oder Temperatur. Ein Projektil ist auch eine Zusammenstellung eines Teiles mit einer Bewegung und Geschwindigkeit.

 

Es gibt eine Menge Zusammenstellungen, die unbedacht mit Wörtern belegt sind, die materielle als auch nicht materielle Teile enthalten sollen.

 

Eine politische Partei ist eine historisch begründete Zusammenstellung von Personen und politischen Vorhaben. Sie versucht sich in ihren Programmen, in ihren Veranstaltungen als Einheit darzustellen, damit sie von den Wählern vor den anderen Parteien vorzuziehen ist. So wie beim Kauf en bloc ist der Vergleich zwischen den Parteien schwer.

 

Auch Religionen oder Sekten enthalten bestimmte Teile oder Zutaten, z.B. mehr oder weniger Mystik, Ideologie, Aberglaube, Riten, eine bestimmte Meinung über den Ursprung der Welt, den Tod, Wahrheitsbewußtsein usw.

 

Wie jedes Umgrenzte kann auch ein Land als eine Menge von Teilen angesehen werden, die aufeinander wirken und gegeneinander wirken. Hierunter zählen z.B.:

 

-         die Regierung,

-         das Parlament,

-         die Gesetze und die entsprechende Exekutive,

-         die Medien,

-         der Einzelne insoweit er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann (als Prominenter, Terrorist, Hungerstreikender, Außergewöhnliches vollbringender),

-         eine Personenmenge, insoweit sie durch Vertreter wirken kann (Lobby, Streikgruppe),

-         die Einzelprobleme, insoweit sie Massen in Bewegung setzen können

-         Gruppen, die von vornherein Vertreter haben (Kapitalgesellschaften, Vereine, Kirchen, usw.)

 

Hier werden verschiedene Sachen zusammengestellt, es wird dann gesagt, daß die Zusammenstellung alles gleichzeitig ist. Daß sie trotz vieler Komponenten eine Einheit ist bzw. als solche verstanden werden soll. So wie die Dreieinigkeit. So als wären da viele Aspekte, Gesichtspunkte an einer und derselben Sache. Ist es überhaupt sinnvoll, so vieles zusammenzustellen? Oder sollte das nur in Maßen geschehen? Auch eine Person ist eine Zusammenstellung von Verschiedenem, und alles ist in ihr vereint.

 

Aspekt, Gesichtspunkt, Perspektive

 

Wer diese Wörter verwendet dürfte mehr noch als die oben genannte Minimalkomponente der dimensionalen Räume (Nähe, Distanz, Nebeneinander, Begrenztes) im Denken simulieren können, nämlich noch ein Subjekt, auf das räumliche Sachen wirken können. Auch dieses Mehr kann vom Denken simuliert werden. Hier werden nun einige Wörter nur beispielhaft bedacht, damit klar wird, was sie mit Zusammenstellungen zu tun haben.

Mehrseitigkeit
Jede materielle Sache oder jedes mindestens zweidimensionale Objekt kann sich von verschiedenen Seiten betrachten lassen. So kann ein Baum eine runde Sache sein, wenn er von oben gesehen wird: man merkt nicht einmal, daß man gewohnt ist, Bäume von der Seite her zu sehen. Diese Mehrseitigkeit ist kein Widerspruch.

Mehrteiligkeit
Diese gibt es bei Sachen, die aus mehreren Teilen bestehen. Auch bei der Mehrteiligkeit ist kein Widerspruch.

Mehrflächigkeit
Ein geflecktes Tier: Zebra, Kuh.

 

Die Wörter Aspekt, Gesichtspunkt, Perspektive können für diese Unterschiedlichkeiten an den Sachen benutzt werden. Wenn sie für nicht-materielle Sachen benutzt werden, verfälschen sie die Sachverhalte. Dabei hilft auch nicht die Entschuldigung, es handle sich hier um einen metaphorischen Gebrauch der Wörter. Denn wie sollte eine nicht-materielle Sache mehrere Seiten, mehrere Teile, mehrere Flächen haben?

 

Vielseitigkeit ist so ähnlich wie Mehrseitigkeit.

Gleichzeitigkeit

Diese kann im Denken direkt gegeben sein, hat nichts mit dem Raume zu tun, auch wenn sie von außen betrachtet nur räumlich vorstellbar ist, weil eben zwei Sachen auf eine wirken können. Ein Subjekt kann von mehreren Seiten her beansprucht werden, von mehreren Personen gleichzeitig angesprochen werden usw. Die Gleichzeitigkeit ist nur relativ zum erlebenden Subjekt. Es muß keine Ahnung davon haben, daß die eintretenden Sachen von verschiedenen Stellen kommen.

 

Einmal so, einmal anders
Dies ist das Gegenstück zu der Gleichzeitigkeit, kann an einer Sache sein, die einmal so ist, ein andermal anders. Bäume haben normalerweise Blätter. Aber im Winter ist ein Baum immer noch Baum, auch wenn er keine Blätter hat.

 

Gleichzeitigkeit oder Einmal so, einmal anders
Diese Frage ist oft schwer zu beantworten: Nur der Betrachter eines Subjekts und der Sache vor diesem kann sehen, wann das eine der Fall ist, wann das andere. Wenn eine Sache verschiedene Sachen von sich gibt, z.B. Licht und Röntgenstrahlung, so ist auch hier von einer Mehrteiligkeit auszugehen, obwohl diese mikrotheoretisch sein kann und auf die ganze Oberfläche oder den ganzen Inhalt verteilt sein kann. Und wenn eine Sache z.B. Gerüche und Farben von sich gibt, so wird das sich auch mit einer Mehrteiligkeit erklären lassen.

 

Mögliche Fehler beim Erfahren von Sachen als Zusammenstellungen.

1) Zugang zu einer Sache

 

Beim Zugang zu einer Sache kann ein Subjekt Verschiedenes als Gleichartiges sehen, also Unterschiedlichkeiten in der Sache übersehen. So bleibt ihm der richtige Zugang zu der Sache versperrt. Beispiel: Übersehen der einzelnen Organe eines tierischen Körpers, Übersehen des Blutkreislaufes usw.

 

2) Herstellen einer Sache aus Teilen

 

Wenn ein Subjekt wahllos Verschiedenes zusammenstellt, so kann ihm kein Mangel an Urteilskraft unterschoben werden, insbesondere wenn es die Verschiedenartigkeit sieht. Wenn der Betrachter sieht, daß die Teile wahllos zusammengestellt sind, dann kann er dem Subjekt vorwerfen, daß es zuläßt, die Sachen vereinfacht zu sehen, daß es sich an allzu zufälligen Kriterien orientiert.

 

3) Zugang zu einer Sache, die von anderen zusammengestellt wurde

 

Ein Subjekt kann die von anderen zusammengestellte Sache nur so übernehmen wie sie eben ist. Dann kann ihm kein Fehler unterstellt werden. Und wenn ihm die Sache als Ganzes nützlich sein kann, muß es ihn nicht interessieren, wie die Sache aufgebaut ist, z.B. ein Gebrauchsgegenstand, ein Fahrrad.

 

Verweigerung gewisser Zusammenstellungen

 

Wenn wir eine Zusammenstellung vor uns haben, können wir uns weigern, diese so anzunehmen und das entsprechende Wort zu benutzen. Wir können in die Definition unseres Mondes einbringen, daß er sich um die Erde dreht, wir können von der Bewegung aber auch absehen. Wir können eine Vase nicht als solche anerkennen, wenn wir sie nur als Dekorationsobjekt hinstellen.

 

Wir können Mystik, Ideologie, Aberglaube, Riten, bestimmte Meinungen über den Ursprung der Welt, den Tod, bestimmte Schriften und Propheten usw. bedenken, ohne aber daraus Religionen als Zusammenstellungen dieser Sachen anzunehmen und entsprechende Wörter zu benutzen. Und wenn wir diese Zusammenstellungen nicht annehmen, können wir sie nicht bekämpfen, respektieren usw., insbesondere weil sie sich für uns nie als solche kundtun, sondern nur ihre Teile. Wir können uns darüber ärgern, wenn wir Sonntags nicht arbeiten dürfen, aber deswegen nicht über Religionen, sondern nur über die vorhandenen Gesetze und die, die sie bewahren wollen. Wenn wir uns über den Sonntag freuen, haben wir das auch nicht den Religionen zu verdanken. Das tun wäre eine Vereinfachung, bei der wir nicht mitmachen müssen.

 

Auch eine einzelne Religion ist als Zusammenstellung höchst fragwürdig. Warum sollte ein Schöpfer der Welt in einem bestimmten Land tätig gewesen sein, dort verschiedene Riten verursacht haben, ein Volk auserwählt haben? Diese Zusammenstellungen müssen von vornherein als willkürliche oder zufällige vorkommen. Auch wenn die Summe aller Personen, auf die diese spezielle Zusammenstellung gewirkt hat, diese auch in der Form oder abgeändert weitervermitteln und auch mit ihr eine gewisse Macht ausüben. In den Köpfen derer, die sie definieren oder dafür ein Wort verwenden existieren sie, nicht jedoch in den Köpfen derer, die solcher Zusammenstellungen nicht bedürfen.

 

Dem Wort Partei entspricht derart viel Verschiedenes, daß dieses insgesamt als zu willkürlich zusammengestellt angesehen werden muß. So soll eine Partei die Menge ihrer Mitglieder sein, gleichzeitig ein Programm, Ideale usw.

 

Kriege wurden jederzeit geführt. Ist es dabei richtig, zu sagen, daß ein Land gegen ein anderes Krieg führt? Wenn Land eine umgrenzte Fläche auf der Erde ist, gleichzeitig eine Regierung, ein Heer, ein Volk? Hierbei sind noch nicht einmal alle Wörter aufgezählt. Liegt nicht eine Redundanz an Erklärungsmöglichkeiten vor, wobei dann doch durch sie die Hauptsachen nicht gesehen werden können?

 

Insbesondere wenn Subjekte sich auf ein Wort einigen, selbst oder mit anderen, dann fixiert sich das Wort in ihrer Erinnerung. Der Nominalismus ist in diesem Zusammenhang interessant, als gemäß ihm für eine bestimmte Sache ein bestimmtes Wort nur als ein Bezeichnendes angesehen wird. Wer fragt, was dem Wort entspricht, der muß die Sache noch nicht unter die Lupe genommen haben. Wer fragt, wie die entsprechende Sache besser gesehen werden kann, wenn sie in der Umgebung von anderen Wörtern, etwa in Sätzen, benutzt wird, wie sollte das zur Sache führen? Umgekehrt zur Wortgabe für eine Sache wäre das genauere Betrachten der Sache Bedingung für ein Fortschreiten. Bei Wörtern, denen eine materielle Sache gegenübersteht, wird das auch üblicherweise so gemacht. Doch vielen Wörtern entspricht nichts Festes, und doch sind sie in den Sätzen so wichtig geworden, so daß alles darangesetzt wird, auch ihnen etwas gegenüberzustellen. Und hier müßten die Kriterien gefunden werden, nach denen Teile zusammengestellt werden können, statt willkürlich ein vorhandenes Rezept anzunehmen bzw. eins auszuwählen.

 

Immaterielle Zusammenstellungen

 

Diese werden nicht so erfahren wie materielle Zusammenstellungen. Sie werden sozusagen aus der Umgangssprache, dem Umgangswissen und der Umwelt heraus ungenau gelernt. Anschließend können sie als Sachen wieder an materielle Sachen angefügt werden und Zusammenstellungen bilden. Z.B. das Unbewußte als Instanz des Seelenlebens.

 

Im Umgangswissen entstehende Wörter

 

In der Umgangssprache wird dem Unwissenden gezeigt, wann und wie ein bestimmtes Wort zu gebrauchen ist. So wird ihm eine große Menge Streitender gezeigt, und gesagt: Da ist Krieg. Ihm werden zwei Personen gezeigt, die vertraulich miteinander umgehen, und gesagt: Dort ist Liebe. Nun werden ihm andere Situationen gezeigt, und es wird wiederum der gleiche Satz gesagt. Es ist offensichtlich, daß diese Beispielwörter hier aus räumlichen Situationen heraus gesagt werden, die nicht gleich sind. Aber die Wörter tauchen in der Folge für diese nicht gleichen Situationen regelmäßig auf, so daß das Subjekt von einer Einheitlichkeit ausgeht, und nicht merkt, daß ihm diese von der Sprache vorgegaukelt wird. Auch Sätze gibt es, die alle auf diese Einheitlichkeit zeigen, etwa Sätze, die ein jeder so über die Liebe sagen könnte. Diese Sätze können auch Kriterien zu den Wörtern angeben, mit denen geprüft werden kann, ob diese Sachen vorliegen oder nicht. Mit den so entstehenden Wörtern können Subjekte sich verständigen. Jedenfalls vermischt sich die Eigendynamik der Wörter im Subjekt mit dem, was die Sachen ihm kundtun. Für die Zweifelhaftigkeit vieler Wörter möchte ich am liebsten das Wort Fragwürdigkeit oder Teilsinnigkeit (vs. Unsinnigkeit) benutzen, analog zum Wort Halbwahrheit. Das Wort rot wird gelernt in den unterschiedlichsten Situationen. Wem das Malen mit Farben bekannt ist, könnte meinen, in den roten Sachen wäre etwas wie eine materielle rote Farbe, und diese wäre in allen roten Sachen gleich, was bekanntlich nicht der Fall ist.

 

Eigendynamik der Wörter und Sätze

 

Die meisten Wörter lernen wir aus der Umgangssprache heraus. Und es gibt Wörter, denen keine materielle Situation gegenübersteht, die einfach nur eine Negation einer materiellen Situation sind, z.B. Frieden. Auf diese Weise spielt die sogenannte Logik in uns hinein. Andererseits entstehen Wörter nach dem intensiven Beschäftigen mit einer Sache. Die vorgegebenen Wörter der Sprache stehen diesen gewissermaßen entgegen, andererseits sind es gerade die Wörter der Sprache, die sich für ein Klären der in ihnen vorhandenen Widersprüche zur Verfügung stellen.

 

Wörter, die in bestimmten Situationen und Zusammenhängen entstehen

 

Die Natur, unsere eigene Natur, Gewohnheiten usw. können uns Zusammenstellungen annehmen lassen, die eigentlich willkürlich sind. Wir können aus eigener Gewohnheit heraus oder dadurch, daß wir in einer bestimmten Umgebung, Zeit leben, die Zusammenstellungen anzunehmen geneigt sein, die sich uns präsentieren oder immer wieder präsentieren. Dann stört es uns meist, diesen vorgegebenen Zusammenstellungen ein Wort zu geben. So jedoch geht uns der Blick auf das Allgemeine verloren. Das der Fall wenn wir uns allzusehr auf bestimmte geschichtliche Ereignisse oder Ereignisse des Tagesgeschehens fixieren. Ein anderes Beispiel:

 

Trauer wird gewöhnlich gepflegt in ruhigen Räumen, allein oder mit anderen, mit bestimmten Riten und Ideologien. So kommen für ein Subjekt grundverschiedene Sachen gleichzeitig vor. Und es wird sehr schwer, das so gemeinsam Erlebte im nachhinein wieder separat zu sehen. Und für die gleichzeitig erlebten Sachen verwenden viele das Wort Religion. Daran soll jedenfalls etwas Neues sein, im Vergleich zu den verschiedenen Einzelsituationen, so will es das Umgangswissen. Dann ist es ein leichtes zu sagen, daß Religion dort anfängt, wo Tote mit Trauer beerdigt werden, wobei das nur ein Anwenden der Definition ist.

 

Schlußwort und Vorschlag

 

Gemäß der üblichen Auffassung ist in menschlichen Gehirnen nicht nur der Raum als eine der vielen Strukturen vorgezeichnet. Hier jedoch wurde aufgezeigt, daß der Raum möglicherweise anfänglich unbekannt ist und auch immer unbekannt bleibt. Der Raum wirkt vom Anfang des Lebens an auf das Innere, bringt sich derart zur Geltung und dringt an das Denken ein, ohne daß das so recht bewußt wird. Den Personen bleibt dann verborgen, daß Sprache wie wir sie kennen sehr auf dem Simulieren des Raumes aufbaut. So wird es ein Rätsel, wie Sprache ohne den Raum möglich sein könnte. Andererseits muß es nicht nur möglich sein, ohne dieses Simulieren zu denken: die Raumsimulation wird schließlich erst mit dem Denken möglich.

 

In der Sprache hat jedes Wort seine Daseinsberechtigung. Wem es darum geht, die Sachen so zu sehen und erleben wie sie sind, fragt sich bei jeder Sache,

 

-         wo sie ist,

-         ob sie zusammengestellt ist, dann wie sie zusammengestellt ist, wie beliebig die Zusammenstellung ist,

-         wenn sie ausschließlich in den Subjekten ist, dann wie sie dort entstanden ist.

 

In der Umgangssprache zeigen sich die Sachen, die allzusehr zusammengestellt sind, wenn viele verschiedene Wörter für sie verwendet werden, und im Umgangswissen, indem ihnen verschiedene Definitionen gegeben sind, je nach Bereich, in dem sie auftreten, und je nach Belieben der Person, die sie verwendet. Dann ist es sinnvoll, zurück zu den Teilen der Sache zu gehen, und die entsprechenden Wörter zu benutzen, und sich der Zusammenstellung der allzu verschiedenen Teile zu enthalten, mit dem Nachteil, nicht mehr mitreden zu können wo die entsprechenden Wörter benutzt werden.

 

Selten nur wird es sinnvoll sein, rückwärts zu gehen und sich die Frage stellen, was einem Wort entspricht, um es dann besser zu definieren.

21.3.2003

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zur Übersicht: www.weltordnung.de

© Joseph Hipp