Welt

 

Blick auf die Welt

 

Die von mir jetzt vorgeschlagene Methode ist nicht neu. Sie kommt oft im Umgangswissen vor. Zur Erläuterung dieser Methode folgen nun zwei Beispiele.

 

Wenn ein Stein einen Berg hinunterrollt und einen Schaden anrichtet, so verlangen wir nicht viele Erklärungen dazu. Wir verstehen das Geschehen allein durch visuelles Erinnern. Auch dann, wenn wir den Schaden bedauern. Wenn ein Straftäter verurteilt wird, gibt es auch eine Erklärung seiner Tat, die Richter gehen jedoch davon aus, daß der Täter es nicht hätte zur Tat kommen lassen dürfen. Für die Richter war er Täter und Betrachter seiner Tat. Als Täter unterlag er allen seinen schlimmen Neigungen, und in diesem ersten Teil der Erklärung wird vom Sollen abgesehen. Als Betrachter hätte er die Tat verhindern sollen. Es wird gewollt oder ungewollt eine Aufteilung des Täters gemacht in einen Teil, der bei ihm nur ablief, und in einen anderen Teil, der Zuschauer des ablaufenden Teiles war, und diesen hätte verhindern sollen. Das ist eine Methode, und bei diesem Beispiel wird eine Transzendenz nicht nur angenommen, sondern sogar gefordert. (Transzendenz: Der Betrachter im Täter soll auf den Täter als Tier blicken, und diesen an seinen Taten hindern.) Die Anwendung der Methode hat den Vorteil, daß die Handlung auf der immanenten Ebene verstanden werden kann, auf der des Betrachters jedoch verworfen wird. Diese Methode wende ich vielerorts an und stelle sie hier nun allgemein vor. Man bedenke die Spalten der folgenden Tabelle in Analogie:   

Betrachter

Zuschauer

Subjekt

Schauspieler

Sachen

Sachen, zu spielende Rolle

Welt

Bühne

 

Ein Betrachter sitzt normalerweise da, und sieht wie ein Unbeteiligter in die Welt hinein, so wie der jetzt Schreibende und Sie der Lesende. Das größte Interesse gebührt unserem Ebenbild, also dem Subjekt.

 

In der Tabelle fehlt noch der Autor und der Regisseur, die beide eventuell in die Welt eingreifen wollen, und das spezielle Wissen des Schauspielers, also seine Rolle. Rolle und Wissen können beim Schauspieler oder in den zu befolgenden Texten oder beim Regisseur gedacht werden. Alle diese nicht in der Tabelle vorkommenden Funktionen lasse ich beiseite. Den Regisseur lasse ich weg, weil es in der Welt keinen von außen Eingreifenden gibt. Auch die Innenwelt und das Wissen lasse ich weg, und das Wissen ganz allgemein. Das Wissen sehe ich nur auf Wissensträgern, also auf Papier oder im Kopf eines Subjekts, also als Sache oder Sachverhalt.

 

Epiktet war sicher nicht der erste, der den Menschen eine Rolle in ihrem Leben zudachte, die sie zu spielen haben. Daß wir einmal Betrachter, ein andermal Subjekt, Sache oder Schauspieler sein können, das entspricht dem Rollentausch. Wir können jedoch nie zwei oder mehr Stellungen gleichzeitig haben, wie auch die Schauspieler nicht gleichzeitig mehrere Rollen spielen können.

 

Wenn eine Einheit oder ein Überblick über alle vier gedacht werden kann, so nur im nachhinein, oder mit mystischen Kunstgriffen bzw. mit solipsistischen Theorien. In einigen erkenntnistheoretischen Systemen besteht der Bedarf, ständig einen Teil der Welt als real (z.B. Universalienrealismus, Materialismus), und den anderen Teil zumindest als sekundär anzusehen. Auch Wissenschaftler beschäftigen sich sowohl mit den Sachen, wie auch mit den Resultaten ihrer Tätigkeiten, nämlich dem dazu Geschriebenen. Also blicken sie meist auf zwei oder mehr Teile, einerseits auf das Geschriebene, andererseits auf die Sachen. Da beides aus der Erinnerung kommen kann, ist nur eine Einstellung der Person auf diese Erinnerungen gegeben.

 

Die Analogie Subjekt-Schauspieler zeigt, daß wir das Subjekt beliebig definieren können, nicht jedoch die Sachen. Doch nun zur genaueren Wortfestlegung Subjekt und Betrachter. 

 

Wortfestlegung Subjekt

 

Das Wort Subjekt wird hier gebraucht für ein irgendwie Umgrenztes, wovon der Leser, der Betrachter denkt, es handle nach eigenen Gesetzmäßigkeiten. Das Wort soll hier wie eine Variable in der Mathematik verwendet werden, die für Verschiedenes stehen kann. Subjekt könnte ein Tier sein, eine Person, eine Maschine, ein Computerprogramm. Ein Subjekt kann eventuell Sätze von sich geben, mit denen es von sich behauptet, Entscheidungen treffen zu können. Auch wenn ein Betrachter sich von solchen Behauptungen nicht beeindrucken läßt.

 

Das Subjekt ist eine Fiktion im Sinne von Hans Vaihinger. Dieser Philosoph wird hier mit seiner an sich kleinen Definition ständig berücksichtigt. Eine Fiktion ist ein Hilfsmittel, das benutzt wird, bis eine Lösung gefunden ist, und dann nicht mehr gebraucht wird. Als Nur-Hilfsmittel bedarf eine Fiktion keiner kritischen Überlegungen.

 

Wenn wir versuchen, etwas mehr über uns selbst zu erfahren, stoßen wir auf die schon beschriebene Aporie, nach der das Sich-selbst unmöglich ist. Wir stehen uns selbst im Wege, wenn wir uns betrachten und bedenken. Deswegen will ich als Betrachter ein externes Subjekt bedenken. Es muß nicht alle Eigenschaften und Möglichkeiten haben wie wir. 

 

Nicht nur wegen der Aporie der Unmöglichkeit des Sich-selbst wird das Subjekt fiktiv eingeführt. Sondern weil wir als Betrachter des Subjekts die dabei gewonnenen Sätze anders prüfen als wenn wir sie auf uns selbst beziehen. Letzteres wäre ein Hemmschuh und eine unnütze Beschränkung. Denn es widerstrebt uns, ein Analyseobjekt zu sein. Wir haben dabei nicht die nötige Distanz, weil wir uns immer dabei mitdenken. Selbstbeobachtung, Selbstbesinnung usw. sind jedoch nicht ausgeschlossen, die Resultate beziehen wir jedoch auf das Subjekt. 

 

So wie hier das Wort Subjekt benutzt wird, nutzte Condillac (1715-1780), die Fiktion einer Statue, der er alle fünf Sinne gab, bis sie ein Mensch wurde. Die Idee des Schaffens eines Ebenbildes ist sehr alt, und tritt in immer anderen Formen auf. Die beiläufigen Probleme ziehen sich durch die gesamte Literatur, man denke an den Zauberlehrling, das Klonen von Lebewesen und den technischen Roboterbau. Die Fiktion eines Subjekts soll hier jedoch nur dazu dienen, ein besseres Verständnis des Denkens und der Lebewesen zu ermöglichen. Die Frage, ob man selbst so sein könnte wie ein Subjekt, hat nichts mit der Fiktion selbst zu tun. Sie kann sich allerhöchstens nachträglich stellen.

 

Bei Descartes wurde angenommen, daß Tiere nur Maschinen sind, in der Folge nahm Lamettrie dies auch für die Tierart Mensch an. Heutzutage kursiert die Frage, ob es eine Maschine geben könnte, die genauso denken könnte wie ein Mensch, ohne aber Gefühle zu haben. Eine solche Trennung ist eine unrealistische abstrahierende Fiktion. Die Logiker, die mit dieser Voraussetzung arbeiten, entfernen sich vom Thema, ein Fortschritt zum Kennenlernen unserer selbst mit allem, was wir sind, also auch unseren Gefühlen, ist nicht mehr möglich.

 

Nachdem wir ein fiktives Subjekt angenommen haben, nutzen wir es bei vielen Fragen, die wir haben. Wir wollen wissen, was mit ihm in seiner Welt geschieht. Wir versuchen den Überblick über sein Lebensgeschehen, und den über sein Tagesgeschehen zu gewinnen. Was den Lebensablauf anbelangt denke man an die Abhandlung "Über den Unterschied der Lebensalter" von Schopenhauer. Für den Tagesablauf denke man einmal, daß die abends sich einstellende Müdigkeit nicht von vornherein etwas Physiologisches sein müßte, sondern ein Verstopfen der Möglichkeiten, die durch den Schlaf wieder hergestellt werden. Alsdann stelle man sich die Frage, was von morgens bis abends geschieht. Insgesamt stelle man sich die Frage, wie ein Subjekt sich in der Welt einrichtet, unabhängig davon, auf was seine Welt beschränkt ist.

 

Nebenbei bemerkt: Das Wort Subjekt soll hier nicht in Opposition zum Wort Objekt gedacht werden. Subjekt ist hier das Objekt des Betrachters, wenn man das Wort Objekt unbedingt gebrauchen will.

 

Es ist ungewohnt, ein fiktives Subjekt vor sich zu haben. Sogar die Sächlichkeit (es, das Subjekt) ist uns in Sätzen ungewohnt, deswegen benutze ich manchmal das Wort Person. Mit dem Wort „Subjekt“ habe auch ich Schwierigkeiten, aber die Vorteile überwiegen gegenüber den Nachteilen. In der Folge wird dies ersichtlich.

 

Teilweise ist Subjekt nur ein stilistisches Mittel, um besser zu verstehen, wie wir sind, wenn wir uns nicht als freie Wesen verstehen. Manchmal habe ich keine Schwierigkeit, mich selbst nicht anders zu sehen denn als ein Subjekt. Dann schreibe ich ungewollt ohne Bezug auf das Subjekt. Wer Probleme damit hat, beziehe das Gesagte dann auf ein Subjekt, nicht auf sich selbst.

 

Subjekt ohne Wissen

 

Doch zurück zum Subjekt und seiner Definition. Diejenigen, die ein Wissen zu haben glauben, können dies tun. Einem Subjekt würden sie aber von vornherein nicht zugestehen, es habe Wissen. So wie sie das einem Computer auch nicht zugestehen würden. Und ebenso will ich es in der Folge tun. Ein Subjekt steht zwar vor seiner Außenwelt, in seiner Welt, hat aber kein Wissen über sie, so wie wir, die Betrachter. Ein Subjekt könnte allerhöchstens Sätze von sich geben, die den Anschein erwecken, als wüßte es etwas. Ein solches Subjekt ist nur ein Spielball der eigenen wie der fremden Bedingungen. Sollte es sagen, daß es die Welt erkennt, so wäre dieser Satz nur durch die Geschehnisse in ihm und um ihn herum verursacht. Wir als Betrachter jedoch nehmen uns ernst, wenn wir dafür streiten, daß wir frei sind und die Welt erkennen. Wenn wir für uns selbst denken würden, daß wir kein Wissen haben können, dann wäre der Versuch, ein Wissen über das Wissen, und eine Erkenntnis über die Erkenntnis zu haben, sinn- und zwecklos, so glauben wir. Es wäre nur eine Übung für den sich erinnernden Geist.

 

Wenn wir so ein Subjekt vor uns haben, ist alles in ihm. Wir geben an, etwas über unsere Vergangenheit zu wissen. Wenn ein Subjekt uns das sagt, gehen wir davon aus, daß die von den Ereignissen hinterlassenen Spuren diese Sätze bewirken. Ein Subjekt ist gewissermaßen eine solipsistische schwarze Kiste.

 

Beiläufig haben wir zwei Arten Denken definiert vor uns liegen. Wir können manchmal denken, daß wir wie ein Subjekt denken, ein andermal wie ein Betrachter. Hierzu müssen wir die zwei Arten Denken noch genauer auseinander halten. Erst später kann der eine oder andere sich die Frage stellen, ob das Denken des Betrachters nicht auf das Denken des Subjekts zurückgeführt werden kann, oder ob wir nicht alle denken wie Subjekte. Weil in dem einen Denken eine Transzendenz mitgedacht wird, könnte dieses als transzendentes bezeichnet werden, das andere als immanentes.

 

Aus den zwei Arten, zu denken, folgen zwei Methoden. Einerseits sehen wir uns als Betrachter und Krone der Schöpfung, und vor uns haben wir die Subjekte, deren Tun und Denken wir mit Mitteln, wie wir sie aus der Wissenschaft kennen, untersuchen wollen. Die zweite Methode kann auf die erste folgen, indem wir vorsichtiger werden, und gerade die Wörter, denen bei den Subjekten nur Zustände entsprechen, verwenden wir nur im ungenauen Sinne, und genau genommen verzichten wir auf sie.

 

Verzicht auf ein Wort

 

Verzicht auf ein Wort bedeutet ab der Einführung des Subjekts:

 

-     Das Wort gebrauchen wir vorläufig nur im ungenauen Sinne, wenn wir nicht genau wissen, was ihm gegenübersteht.

 

-     Das dem Wort Entsprechende denken wir nur bei uns, nicht aber beim Subjekt.

 

In beiden Fällen stehen wir nicht voll zu dem Wort. Bei vielen Wörtern wird so getan, als wären sie ernst zu nehmen, als stünden sie für etwas. Einige dieser derartigen Wörter entbehren jeder Grundlage, außer daß sie für bestimmte Sachen oder Situationen benutzt werden, andere werden ständig in Frage gestellt (z.B. Moral, Freiheit), philosophisch oder sonstwie, und weitere sind so verbreitet, daß sie nicht mehr in Frage gestellt werden (z.B. Wissen, Information). Auf alle diese Wörter soll hier verzichtet werden, und wenn sie benutzt werden, dann soll dies nur in einem ungenauen Sinne geschehen, oder um etwas anderes verständlich zu machen.

 

Ich muß mir den Vorwurf annehmen, daß ich mir und anderen mit dem Verzicht gewisser Wörter das Leben schwer mache. Anfänglich wird das für den Leser auch der Fall sein, aber nachträglich wird ersichtlich, daß es ohne diese Wörter besser vorangeht. Mit der Nichtbenutzung eines Wortes fehlen mir leider auch die zu gewissen Gelegenheiten überaus wichtigen Werkzeuge.

 

Eine noch radikalere Methode als die zwei oben genannten ist es, eine unklare Sache einfach zu negieren, und das entsprechende Wort einfach nicht zu verwenden. Diese Methode ist in der Umgangssprache möglich. P sagt einfach: Sowas gibt es nicht. Wenn ich sagen würde, daß es Wissen nicht gibt, könnte ich gefragt werden, was denn sonst auf Papier geschrieben steht, oder was in den Köpfen der Personen ist. Ich müßte dann antworten, daß es dort etwas Ähnliches wie Wissen geben mag, daß Wissen jedoch nicht das richtige Wort ist, daß es zu vieldeutig ist, und dadurch eine genaue Verwendung unmöglich wird.

 

Eine radikale Existenzleugnung und eine Gebrauchsverweigerung ist eine spezielle Situation. Wenn P1 das Vorhandensein einer Sache behauptet, und P2 sagt, daß diese Sache nicht existiert, dann sagt P2: P1 meint oder glaubt, daß die Sache vorhanden ist. Wenn P1 der Sache noch zusätzlich etwas anderem zuordnet, etwa einer von der Sache ausgehenden Gefahr, oder wenn er sagt, daß die Sache einen positiven Wert hat, dann ist die Aussage des P2 treffender: P1 glaubt an die Sache, z.B. P1 glaubt an ein Gespenst. Interessant ist hier, daß das Wort „glauben“ gerade von dem Antipoden des Glaubens hergestellt werden kann. Und P1 kann nun antworten: „Ja, ich glaube an ..“

 

Mit der radikalen Leugnung wird die geleugnete Sache in den Bereich des Glaubens verdrängt. So tat es Gilbert Ryle, indem er die Existenzbehauptung von Information analog zum Geisterglauben sah.

 

Ein weiteres Beispiel für eine radikale Leugnung ist in Sätzen wie: „Es gibt keine Wahrheit, es gibt nur wahre oder falsche Sätze.“

 

In der Geschichte der Wissenschaft sind viele Wörter bekannt, denen eine Zeitlang etwas Bestimmtes zugedacht wurde, die aber heute nicht mehr so gedacht zu werden brauchen, weil bessere Wörter mit besseren Erklärungen vorhanden sind, so daß die entsprechenden Wörter verschwinden konnten, wie z.B. Äther, Phlogiston (Feuerkraft), Entelechie (Lebenskraft).  Jeder kann für sich persönlich Wörter finden, die in seiner Vergangenheit wichtig waren, und denen auch etwas gegenüberstand, die ihm heute aber nichts mehr bedeuteten, und die er nicht mehr verwendet.

 

Die unmögliche Welt - Zum Namen dieser Seite


Das Wort "Weltordnung" könnte die Hoffnung erwecken, daß hier ein Einblick in die Weltordnung gegeben wird, was nicht der Fall ist. Es ist ein zusammengesetztes Wort, bei dem das eine wie das andere Teilwort fragwürdig ist. Das Wort "Welt" ist ein wichtiges Wort, es wird schon bei unserem Lebensanfang benutzt: Mit unserer Geburt sind wir auf die Welt gekommen. Was haben wir mit der Welt vor uns, was ist unser Leben, was haben wir auf der Welt zu tun? Jederzeit könnte uns auch beiläufig die Frage entstehen: Gibt es überhaupt eine Ordnung oder eher ein Chaos in der Welt? Die Suche einer gewissen Ordnung scheint der Suche nach Wissen übergeordnet zu sein. 

 

Jeder sucht die Welt, seine Welt kennenzulernen, wie sie ist, geordnet und ungeordnet. Insoweit es um Allgemeines geht, könnte man glauben, es wäre eine Art Ordnung in der Welt vorhanden, was eine allzu große Vereinfachung wäre. Das Wort Philosophie ist überladen, deswegen verwende ich es nicht gerne. Es geht schließlich nur um den Zugang zum Allgemeinen, und dies zu erkennen ist auch eine gewisse Ordnung erkennen. Hier gibt es also keinen moralischen Aufruf, Ordnung auf der Welt zu schaffen. 

 

Welt, Leben, Sein, Selbst, Natur, Universum, Bewußtsein


Diese Wörter haben viel Fragwürdiges gemeinsam. Und viele fragwürdige Lösungsversuche sind bekannt. Einerseits soll die Welt das sein, das alles umfaßt, andererseits soll jedes Lebewesen nur mit einem Bereich in Kontakt sein, der seine Welt ist. Deswegen gibt es so viele Welten, wie es Lebewesen gibt (Üxküll). So mancher glaubt in der Welt zu leben, und dann noch zusätzlich eine Welt um sich zu haben, die Umwelt. Die Welt verschmutzt er nicht, nur die Umwelt. Welch ein Unsinn. 

 

Wem ein Unglück geschieht, der sagt: so ist das Leben. So als ob er aus diesem Satz das Leben besser verstehen könnte. 

 

So mancher Philosoph wähnt sich mit dem Wort "Sein" näher am Wesentlichen. Es kann ihm jedoch nicht verziehen werden, wenn er auf fragwürdige Wörter wie das Wort "Sein" baut. Zumal er sich mit dem sprachlichen Aufbau immer mehr vom fragwürdigen Fundament entfernt.

 

Nebenbei gesagt unterliegen die genannten Wörter alle der Aporie des Sich-selbst: wenn sie sich auf alles beziehen sollen, müssen sie auch auf sich selbst beziehen, was jedoch nicht möglich ist.

 

Nachtrag zu „sachen.htm“, der nach dem hier vorliegenden Text verständlich ist, und deswegen erst hier erscheint:
 
Sache hat etwas Subjektives an sich

 

"Sache ist was vorhanden ist." (S) - für wen, für was? Hier gibt es wahrscheinlich mehrere Antworten bzw. Möglichkeiten. Was vor einer Person ist, ist nicht unbedingt vor einer anderen. Satz S wird nur zwecks Vereinfachung der Überlegungen vorerst nicht auf die Vergangenheit bezogen, also nicht: "Sache ist alles was vorhanden ist, war, und sein wird."

 

Es gibt nun zwei wichtige Gesichtspunkte zu dem Satz S:

 

1. Eine Sache wird erst nach ihrem Wirken auf das Subjekt zu dem, was sie ist. Rational ist dieser Gesichtspunkt, er liegt fast im Satz S selbst. Dann beschränkt sich die Welt für das Subjekt auf die Sachen, die ihre Wirkung in ihm tun. So entsteht die Welt erst mit dem Subjekt, das in ihr lebt. Weil diese Welt ziemlich speziell ist, könnte bei diesem Gesichtspunkt eine Art Solipsismus gedacht werden, und das Subjekt würden wir in einer Art beschränkten Traumwelt gegenüber der von uns Betrachtern gedachten viel größeren Welt sehen. Wie schon in „solipsismus.htm“ gezeigt, müßte der Betrachter außerhalb der Welt sein, um diese Aussage über das Subjekt überhaupt machen zu können, die schlimmste Aporie dieses Gesichtspunktes.

 

Es spielt hier keine Rolle, ob und wie das Subjekt selbst wirken kann oder nicht. Derartige Sachverhalte ändern nichts an dem gerade Gesagten. Und doch kann dieses Wirken auch noch bedacht werden. Die Komplikationen vermehren sich dann allerdings.

 

2. Der zweite Gesichtspunkt geht von einer Welt aus, die wirklich alles enthalten soll. Und diese Welt enthält dann auch die Sachen, die für die Summe aller Subjekte zu allen Zeiten und an allen Orten vorhanden sind, waren und sein werden. Der Betrachter meint, ihm sei der Zugang zu allen Teilen dieser allumfassenden Welt möglich, teilweise jedoch nur gedanklich. Selbstverständlich ist auch dieses Denken mit einer oder mehreren Aporien behaftet. Für den Betrachter wirkt eine Sache auf ein spezielles Subjekt, bevor es für das Subjekt Teil seiner Welt wird. Es ist eine Art Größenwahn im Betrachter: er glaubt, alles nachträglich bedenken zu können, und vieles voraussagen zu können, oder hofft es zumindest.

 

Beide Gesichtspunkte sind beizubehalten, beide werden ständig auch angewandt. So wäre es irrational, einen der zwei zu verwerfen. Obwohl sie wohl kaum in Einklang zu bringen sind. Aber es ist witzlos, beide zu einem Einheitsbrei zu machen bzw. Gedanken aus dem einen Gesichtspunkt im anderen zu verwenden.

 

Übrigens ist der zweite Gesichtspunkt erst einer Person möglich, die mit dem ersten Gesichtspunkt denkt.

 

(28.10.2002)

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der nächste Text: Wissen und Ähnliches (wissen.htm) Dort geht es um eine einzige Fiktion, die beim Wissen, bei Begriffen, Sprache usw. ständig implizit vorausgesetzt wird. Eine Methode wird vorgestellt, die ohne diese Fiktion, und ohne Begriffsklärung auskommt, mit der einfach versucht wird, über das Vorher und Nachher der Wörter gemeinsam nachzudenken. Die Methode ist nicht neu, wird aber nirgendwo konsequent angewandt.

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zur Übersicht: www.weltordnung.de 

© Joseph Hipp