Das Richtige und das Wichtige - Was habe ich zu tun mit...?


Die Frage "Was habe ich zu tun mit ...?" stellt sich sehr oft, eine einfache Antwort darauf ist Abwehr oder Zuwendung. Stellt diese Frage sich einer Person auch allgemein? Der Text hier soll zu bedenken geben, was man ist und womit man umgeben ist, und mit was man doch besser in Verbindung sein könnte oder gar sollte.

 

Einige Definitionen schicke ich hier voraus, denn ich nutze oft andere Wörter als die üblichen. Es bedarf hier mehr Mühe, sich der üblichen Denkweisen zu entledigen und bekannte Wörter wegzulassen, als sich die von mir vorgeschlagenen Wörter anzueignen.

 

Über das was uns zufällt - Das Angebot

 

Von jung bis alt werden uns Sachen zugetragen, kommen mit uns in Kontakt, wirken auf uns ein. Mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten oder nach unserem Hinzutun. Wie könnte die Menge dieser Sachen genannt werden? Weil mir kein besseres Wort vorliegt, wähle ich vorläufig das Wort Angebot. Möglich wären auch andere Wörter wie: das Sich-Präsentierende, das Ankommende, der Eingang usw. Das Angebot wird nicht nur beliefert von der Umwelt des Subjekts, sondern auch von den Teilen seiner selbst, die sich ständig melden, und denen es nicht ausweichen kann. Es sind seine Schmerzen und Lüste, seine Bedürfnisse, seine Gedanken, sein Wissen, sogar die Kräfte, die seine Tätigkeit ermöglichen. Die Sachen melden sich also aus fremden Gegenständen, dem eigenen Körper, dem Geist, dem Familienhaus, der Gesellschaft usw.

 

Beispiele im unbewegten visuellen Teil des Angebots:

Die Pflanzen wollen begossen werden.

Die Wage lädt ein, sich zu wiegen.

Das Durcheinander will in Ordnung gebracht werden.

 

Zu jedem der fünf oder mehr Sinne gehört ein spezifisches Teilangebot. So ist das Angebot zu einem Zeitpunkt auf das Gesichtsfeld eingeschränkt sein, ein andermal auf das Hörbare, das sich Erinnernde, den Schmerz, usw.

 

Genaueres zu diesem Wort gibt es ganz unten.

 

Das Angebot ändert mit der Zeit, langfristig, und es ändert in der Zeit, kurzfristig. Ebenso die Teile, die jetzt beschrieben werden.

 

Aufteilungsmöglichkeit des Angebots

 

1. Das von innen kommende, und das von außen kommende. Der Unterschied der Sachen, die sich von innen bzw. außen her melden, wird an einer anderen Stelle behandelt werden.

 

2. Das Angenehme und das Unangenehme.

 

3. Das Starke verdrängt das Schwächere im Angebot, so daß auch mit diesem Kriterium eine Aufteilung möglich ist. Das Nahe ist oft auch das Starke, das Ferne das Schwache. Ein Gedanke, der immer wieder gepflegt wurde, und nun zur Ausführung drängt, dürfte auch stark sein. Das ist der Fall, wenn wir uns stundenlang uns mit derselben Sache beschäftigen, so daß wir selbst nicht wissen, wieso wir uns so lange auf diese konzentrieren können. Das, was naheliegt, was präsent ist, wird getan, weggeräumt, beim Arbeiten abgefertigt. Oder die aktuellen Empfindungen werden genossen. Weil diese eben vorhanden sind, und nichts anderes.

 

So manches Starke ist unbeliebt, und es wird versucht, es zu verdrängen und abzuwehren. Etwas anderes kann versuchen, die Oberhand zu gewinnen, es stimmt nicht mit dem Aktuellen, dem Starken überein. Es ist das Wichtige:

 

4. Das Wichtige ist das, womit eine Person sich beschäftigt oder beschäftigen will, wenn sie nicht gestört wird. Es kann ihr dabei sowohl um die Abwehr des Unangenehmen wie auch um den Zugang zum Angenehmen gehen. Die Aufteilung ist also möglich in das Wichtige und Unwichtige, das Nützliche und Unnütze, eher subjektiv, aber auch kollektiv. In unserem Kopf ist oft nicht das präsent, was uns wichtig ist. So manches Unwichtige ist stark, wenn wir es nicht wünschen. Eine Sache kann jedoch gleichzeitig wichtig und stark sein.

 

So wie auch das Angebot verschieden ist je nach Person, so auch das Wichtige. Das Wichtige stimmt also nicht mit dem überein, was bei den Artgenossen vorzufinden ist. Auch ändert das Wichtige mit der Zeit und in der Zeit, so wie das Angebot. Es stimmt also nicht überein mit dem, was oft wichtig ist, und auch nicht mit dem, was unter Bedingungen wichtig ist.

 

Man könnte herausfinden, was einer Person wichtig ist, indem man sie fragen würde, eine Liste zu schreiben mit allen wichtigen Angelegenheiten, mit allem, was auch in ihrer Vergangenheit für sie wichtig war.

 

Bedingt wichtig oder aber nur stark ist z.B. eine Gefahr in der unmittelbaren Umgebung. Das Subjekt wird versuchen, sich in Sicherheit zu bringen, oder etwas gegen die Gefahr zu tun. Auch andere Sachen sind bedingt wichtig oder aber nur stark, sie sollen hier nicht weiter bedacht werden.

 

Beim Aufstehen hat man alles aus seiner Umgebung vor sich. Das Wichtige liegt neben dem Unwichtigen und Unnützen, oder ist gar dahinter versteckt. Jede Sache könnte sich theoretisch mit ihrer Wichtigkeit zeigen, etwa in Form einer Lautstärke, einer Intensität, eines Schmerzes oder einer Lust. Die Sachen sind aber nicht so. So ist der Einzelne eventuell vor einer Welt, mit der er nichts zu tun haben will. Er weiß nicht einmal immer wo er sich in der Welt befindet. Beim Aufstehen wird die Person sozusagen von der Welt eingeladen, sich neu in ihr zu situieren. Hierzu gibt es eine Vielzahl von Metaphern.

 

5. Das Richtige und das Falsche

 

Mit dem Richtigen sollte das Subjekt sich beschäftigen. Es ist kein moralisches Sollen. Aber es wird auch nicht allein vom Subjekt festgelegt. Manchmal ist das Richtige das, was zu dem Subjekt am besten paßt. Das Richtige soll das sein, womit das Subjekt eigentlich zu tun hat. Ich benutze auch das Wort "Zu-tun-haben-mit". Oft sagen Personen, daß sie nichts mit einer Sache zu tun haben oder zu tun haben wollen. Wenn es also Negatives in diesem Sinne gibt, dürfte es auch das Positive dazu geben. Es gibt noch andere Wörter, die das Richtige ausdrücken sollen. Das Gegenteil des Richtigen will ich das Falsche nennen.

 

Alle diese fünf Aufteilungen sind linear unabhängig, d.h. keine stimmt mit der anderen überein. Es besteht z.B. ständig die Gefahr, zu meinen, das Wichtige sei das Richtige, und das Unwichtige das Falsche.

 

Hier soll es hauptsächlich um die Teile des gerade genannten fünften Punktes gehen.

 

Weitere Fragen zu den Sachen im Angebot

 

-         Welcher Art sind die Sachen?

 

-         Welche sind altersbedingt, modisch bedingt, zufallsmäßig usw.? Was sind die aktuellen Sachen, die umgebenden Sachen, bei sich selbst, bei anderen und in der Gesellschaft?

-         Was wird uns von anderen Personen zugetragen? Es wird durch Umstände und Machtverhältnisse bestimmt. Das Angebot kann von Einzelpersonen kommen, oder von Gruppen von Personen. Hier denke man z.B. an die Personen der Familie, an die Freunde, andererseits an die Arbeitgeber, den Staat, die Medienöffentlichkeit.

-         Vom Subjekt aus betrachtet können wir uns fragen, was ihm mehr oder weniger wichtig ist. Ist es sein Besitz, seine Familie, seine Bekannten, seine Vergangenheit, sein Wissen, seine Erfahrungen, seine aktuellen Beschäftigungen usw.

 

Es ist auch möglich, nach bestimmten Kriterien zu klassieren, was die Person so tut, im Laufe des Tages, des Jahres, des ganzen Lebens.

 

Das Richtige im Vergleich zum Wichtigen

 

Wer das Richtige tut, bringt es fertig,

 

-         das Starke, das ihn stört, schnell beiseite zu fegen,

-         das Wichtige, das sich ständig wiederholt, nicht besonders zu berücksichtigen,

-         das Angenehme schnell zu verrichten.

 

Wer das Wichtige tut, und meint, es sei auch das Richtige, lebt irrend mit dieser Meinung.

 

Streit der Sachen untereinander: Es ist immer vorher etwas anderes zu tun

 

Mancheiner sagt, er habe keine Zeit, sagt damit eigentlich, daß er Wichtigeres zu tun hat als das, wofür er keine Zeit hat. Nun muß jedoch sofort nuanciert werden. Denn er sagt, daß er nicht anders kann, ohne jedoch zu behaupten, daß er gezwungen wird. Er sagt, daß er eine Sache schön findet, daß er aber jetzt keine Kraft oder Möglichkeit hat, etwas zu tun, um in ihren Genuß zu kommen. Alle Sachen, die getan werden müssen, liegen vor ihm. Und doch gelingt es der einen oder anderen, sich vorzudrängen, getan zu werden, so daß alles andere auf der Strecke bleibt. Aber es sind nicht nur Taten, die nicht verrichtet werden, es sind komplexe Blöcke, die sich vordrängen, manchmal mit Namen, z.B. mit dem Namen Verantwortung. Aber es gibt auch einfache Beispiele, bei denen es offensichtlich ist, daß man nicht anders kann. So bei dem vielen, was stark im Angebot wirkt. Hier kann nicht mehr von Auswahl unter anderen Sachen gesprochen werden. Die Sachen haben sich derart verselbständigt, daß sie mehr noch leben als man selbst, daß man nicht sie wichtig nimmt, sondern daß man von ihnen eingenommen wird. Und wenn eine neue Sache hinzukommt, kann man nur die Ausrede finden, man habe keine Zeit.

 

Metaphern im Zusammenhang mit dem Wichtigen oder dem Richtigen

 

Das Wort Ziel: Verkäuferberater sind geneigt, die Liste der beruflichen Ziele aufschreiben zu lassen, oder der Geschäftsziele. Ziel ist jedoch eine Metapher, die vom noch nicht Vorhandenen ausgeht, der Ausgangspunkt liegt aber in der Phantasie oder in der Vorstellung. Und was noch nicht vorhanden ist, kann nicht wichtig sein. Die Frage nach den Zielen kann nur aus Vorhandenem schöpfen. Daß sie sich nicht mit der allgemeineren Frage nach dem, was der Person wichtig, oder was für sie richtig ist, deckt, wird hier unten ersichtlich.

 

Wünsche, schöne Vorstellungen: So mancher sieht sich in einer passiven Rolle an einem Urlaubsort, von Freunden und Freundinnen umgeben. Ein anderer mag sich bei einer bestimmten Tätigkeit sehen, die nicht unbedingt Ziele hat, nur sein Glück soll ihn leiten, auch wieder in einer bestimmten, eventuell ändernder Umgebung. Manche Personen stellen sich in anderen Situationen glücklich oder glücklicher vor: als Abenteurer, Erlebende, Erkundende, Lernende, Wissenschaftler, Konstruierende, Schaffende, am Gelde oder Markt sich Orientierende usw.

 

Sie fragen sich, was sie tun würden, wenn sie mehr Geld oder mehr Macht hätten, in einer gewünschten Umgebung leben würden, den richtigen Freund hätten, wenn sie allgemein unter bestimmten guten Umständen leben könnten. Die Bemerkung, sie sollten doch versuchen, diese Umstände zu erreichen, wäre angebracht. Denn allein in Phantasiewelten schwelgen hemmt mehr als daß es weiterhilft. Wahrscheinlich helfen diese Phantasiewelten nicht einmal zur Orientierung. Denn es geht darum, hier und jetzt zu wissen, was das Richtige ist.

 

Primäre Abwehr oder Zuwendung zu einem Teil des Angebots

 

Vom Anfang eines Lebens an agiert oder reagiert ein Subjekt auf die ihm zugetragenen Sachen mit Abwehr oder Zuwendung bzw. Vereinnahmung. So ändert ein Subjekt sich Tag für Tag, und mit ihm das Angebot. Es entstehen innere und äußere Gewohnheiten und eine Umwelt, die sich von denen anderer Subjekte unterscheidet.

 

Anfänglich besteht vielleicht die naive Suche der Lust, und die Abwehr der Unlust. Mit der Zeit stellt sich so etwas wie Wissen her. Von diesem Wissen kommt die Kraft, um eine augenblickliche Unlust zu tolerieren, eine spätere stärkere Lust zu ermöglichen oder eine stärkere Unlust zu vermeiden. Aber auch dieses Verhalten gehört immer noch zur primären Abwehr. Beispiele: Zahnarztbesuch, Arbeit für späteren Genuß.

 

Gewohnheit und Umgebung

 

Was jemand am Vortag getan hat, das wird sich am Tag erinnern, und ihn dazu verleiten, ähnliches zu tun. Auch die materielle Umgebung liegt meist so vor wie am Vortag. Und in einer bestimmten Umgebung werden sich die Erinnerungen vordrängen, die in ähnlicher Umgebung eingeprägt wurden. Für das alles kann das Wort Gewohnheit gebraucht werden. Außerhalb des Subjekts ist seine externe Welt, und die ist mit Wahrscheinlichkeit derjenigen des Vortags ähnlich, usw. Ein Subjekt könnte nur als ein Bündel von Gewohnheiten angesehen werden, auch wenn es mehr ist als das. Es kann nicht alles auf Gewohnheit zurückgeführt werden. Dann wäre für das Erklären des Denkens und Tuns ein Rekurs erforderlich, der ja nicht endlos zurückgehen kann. Auch die Umgebung bleibt gewöhnlich die gleiche, und wenn sie ändert, dann ist der Ausgangspunkt der Änderung immer der zu dem Zeitpunkt aktuelle Zustand. In beiden, Gewohnheit und Umgebung gibt es also eine Beharrungstendenz. Die Umgebung ist der äußere Teil des Angebots, der innere ist das Aktuelle und die dazu sich einstellenden Gewohnheiten und ein kleiner noch unbestimmter Rest.

 

Erlernte Abwehr oder Zuwendung

 

So wie es Gewohnheiten gibt, Bestimmtes zu tun oder anzunehmen, so gibt es Gewohnheiten, Bestimmtes anderes zu lassen oder abzuwehren. Hier können unbeliebte Bilder, Gedanken, Töne in der Erinnerung entstehen, die sich schon bei den Vorboten des eigentlich Unbeliebten einstellen. Die Tendenz zum Wichtigen oder Richtigen hin bedarf also nicht der Planung: und eine Art Intuition könnte die Kraft zum Richtigen zur Folge haben.

 

Ein Aspekt des Angebots: Die Befindlichkeit im Raum

 

Die Befindlichkeit am geographischen Ort wird hier nicht als Metapher angesehen, sondern als Sachverhalt. Sie wird z.B. folgendermaßen in Frage gestellt:

Wo wohne ich am besten?

Soll ich eher hier sitzen oder woanders?

Mit welchen Sachen will ich umgeben sein, in welcher Behausung will ich wohnen?

 

Die Befindlichkeit in den Arbeiten, die zu tun sind, ist eine Metapher des Raumes, ebenso die Befindlichkeit auf dem Lebensweg, der zu begehen ist.

 

Es ist eine Metapher des Raumes, sich vorzustellen, sich an einer Stelle auf einem Plan, den man befolgt, zu befinden. So tut man es bei der Ausführung eines Kochrezepts aus einem Kochbuch. Ein erstes Lesen des Rezepts hat zur Folge, daß zuerst die Zutaten eingesammelt werden müssen. Anschließend kann es zum Ausführen des Rezeptes kommen. So wie ein Plan für eine äußere Sache bedacht werden kann, so stellen viele sich vor, eine Rolle zu spielen, also Teil eines Planes zu sein. Für viele wird dieses Rollenspiel so wichtig, daß sie sich das Leben einer Person nur aufgeteilt vorstellen können: Im ersten Teil soll die Person die Rolle spielen, unabhängig zu werden, dann soll sie eine gewisse Zeit Verantwortung tragen, um am Ende verrichteter Dinge von der Welt zu scheiden. In dem Falle wäre der Plan eines gesamten Lebens befolgt. Aber auch ein Tagesplan könnte alles zu Befolgende enthalten. Dann bräuchte am Mittag kein Hunger berücksichtigt zu werden, weil das Essen schon vor diesem planmäßig eingenommen wurde. So sind Pläne vorstellbar, die alles umfassen, was man zu tun hätte. Keine Bedürfnisse bräuchten mehr aufzutauchen, denn ihre Befriedigung würde schon vor ihrem Auftauchen auf den Plänen berücksichtigt.

 

Die Idee eines Plans ist für viele derart faszinierend, daß sie eher noch bereit sind, irgendeinen Plan zu befolgen als gar keinen. Und wenn sie mit Plänen keine glückliche Hand haben, nehmen sie gerne an, das zu tun, was andere ihnen befehlen, wenn diese vorgeben, einen guten Plan zu haben. Besonders verquer ist es, dieses Aufgeben seiner Selbst als freie Entscheidung anzusehen oder gar darzustellen. Es sind sogar Pläne bekannt, die über das Leben des Einzelnen hinausgehen sollen, z.B. wenn Wörter wie Schicksal gebraucht werden, und wenn Götter die Pläne vorgeben sollen.

Wie könnte ein idealer Plan aussehen?


Ein Plan, den man zu befolgen hat, kann eine Aufzeichnung auf Papier sein. Vorstellbar ist auch eine Baumstruktur (Hypertext), so wie das Internet organisiert ist. Darin könnte ein Subjekt sich ständig bewegen, und bei sich nur andeutenden Problemen zu den richtigen Lösungen geführt zu werden. Eine solche Struktur würde z.B. das Wissen enthalten, von den Symptomen einer Krankheit zu den Ratschlägen zu führen, die ihr Auftreten verhindern. In diesem Sinne ist der enzyklopädische Gedanke auch nur ein Plan. Ein Hypertext könnte alle Sachen des Baumes anvisieren, die getan werden müssen. Unterscheidung nach Themen, Priorität. Die Hauptteile des Baumes müssten stets disponibel sein: Blatt an der Wand z.B., damit man ständig sieht, wo man ist, und damit man nicht abschweift. – Die Kritik dieses Vorgehens überlasse ich gerne dem jetzt Lesenden.

 

Das nachträgliche Denken zum Thema des Richtigen, das man erleben oder tun sollte

 

Um richtig vor dem Durcheinander zu handeln, müßte man dieses erst in Gedanken ordnen, oder in der Außenwelt, bevor man es angehen könnte. Dazu wäre Zeit erforderlich. Und oft muß schnell gehandelt werden, was nur mit den bestehenden Gewohnheiten geschehen kann.

 

Erst in der freien Zeit erinnert sich das Erlebte, und dabei kann so etwas wie Wissen entstehen, neue Gewohnheiten können sich bilden. Dabei entsteht nicht unbedingt so etwas wie eine Übersicht. Übersicht ist ja nur eine Metapher des Raumes im Zusammenhang mit dem Bewußtsein. Und hier sollen solch fragwürdige Wörter nicht zum Erklären benutzt werden.

 

Das Angebot bedenken heißt auch den Tages- und Lebensablauf bedenken.

 

Angebliche Planung und Anwendung von Wissen

 

Nach Bedenken dessen, was das Richtige ist, scheint ein Subjekt planen zu können, und nach diesem Plan vorgehen zu können. Es kann behaupten, daß es weiß, was es will. Es kann abwehren, und hat dabei keine Entscheidungsschwierigkeiten. Wenn dies bis ans Ende gedacht wird, besteht das Problem, daß für das Unvorhersehbare kein Platz ist, so daß letzteres eventuell nicht angemessen berücksichtigt wird. Auch Gewohnheiten schränken ein, aber anders als Pläne.

 

Jede Art Wissen, und somit auch Planungswissen kann im Angebot zum Vorschein kommen, als Sache neben anderen Sachen. Jedenfalls funktioniert ein Subjekt nicht mit zwei Ebenen, wobei die eine Ebene das sagt, was zu tun ist, also das Wissen zum richtigen Leben abgibt und einer anderen Ebene, die das ausführt, was zu tun ist. Auch wenn das Wissen eine zeitlang so wirken kann.

 

So wie das Wissen uns begleiten soll, damit wir das Richtige tun, so soll das Gewissen uns begleiten, und verhindern, das Falsche zu tun. Beides ist gleichermaßen fragwürdig. Wir sind schon aus Gewohnheit nicht besonders kriminell, und wenn, dann haben wir eventuell die gesetzlichen und gesellschaftlichen Sanktionen vor Augen, wenn die Gefahr besteht, vom guten Wege abzuweichen.

 

Manches Wissen ist immer dann da, wenn man es braucht, manches andere überhaupt nicht, und manches ist da, wenn man es nicht braucht. Gerade das ist ein Problem. Wer sich die Frage stellt, was er jetzt gerade tun sollte, ist sich nicht sicher, ob das was er gerade tut das richtige ist. Dann fehlt ein Wissen, das ihn dazu leiten soll.

 

Wenn also weder Ziele noch sonstige Zwänge wirken und man nicht in einer förderlichen Umgebung ist, was dann? Was kann man tun? Der aktuelle Gedanke oder Hinweis, man tue nicht das Richtige, wird abgewehrt mit dem Hinweis, daß man keine Zeit für das habe, oder daß man doch das Richtige tue. Für den Rückblick ist dann auch keine Zeit, und wenn in einem kurzen Rückblick die Feststellung gemacht wird, daß man falsch gelebt hat, verfliegt dieses Wissen auch wieder, so daß es nach altem Muster weitergeht.

 

Über die Eigenheiten von Wissen, Planung, Zielen, interne/externe Finalität, Gewohnheiten liegen hier schon Texte vor, und weitere werden folgen.

 

Der naive Zugang zum Richtigen

 

Auf die Frage, vor welchem Angebot man lieber sein wollte als vor dem aktuellen hörte ich folgende Antwort: "Ich würde am liebsten eine große Reise machen, mit Freunden und mit einem Pferd, dann würde ich aber wieder zurückkommen wollen, denn immer reisen wäre ja auch nichts, und die Arbeit ist doch der beste Zeitvertreib. Und in einer besseren Welt wollte ich leben." Diese Antwort ist eine Phantasie, ein Denken an die Möglichkeit anderer Umstände. Viele unserer Artgenossen gewähren sich das Leben in solchen Phantasiewelten zumindest zeitweise, z.B. in ihrem Urlaub. Aber auch wer in der Gesellschaft hoch angesehen ist, oder seine Tätigkeiten großartig erfüllt, mag mit seinem Verhalten trotzdem nur naiv, und nicht gründlich auf die Frage geantwortet haben, womit er wirklich zu tun hat.

 

Es gibt auch ernste Antworten auf die genannte Frage, und reale Beispiele sind Personen, die sich von einem Tag zum anderen entschlossen haben, ihre Umgebung zu verlassen, um etwas zu tun, das für sie das richtige zu sein scheint, etwas ganz anderes als das was sie vorher taten. Bei solchen Umwandlungen der Person finden diese eine Antwort auf die Frage: Was ist mein Platz, wo werde ich am besten gebraucht, wie kann ich am meisten von mir geben. Es gibt Menschen, die ohne eine derart abrupte Weise ihren Weg finden.

 

Wer die Frage ernst nimmt, oder derjenige, der die Frage nicht naiv beachtet, hat gleichermaßen das Problem, sich meist nur nach Metaphern zu richten. So kann z.B. eine Sache als überaus wichtig angenommen werden, was kein Garant dafür ist, einer Scheinlösung aus dem Wege zu gehen.

 

Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist, daß wir alle viel falsch machen, und zwar viel mehr falsch als richtig. Es gibt es eine Menge Wörter und Zugangsweisen, mit deren Hilfe eine Person dazu kommen kann, richtiger zu leben:

- ein Vollmensch werden (Stoiker)

- das Wesentliche suchen, das Akzidentelle meiden

- das Wichtige tun, das Unwichtige lassen

usw.

 

Vielleicht sind Gedanken zu Kriterien zu folgender Frage eher geeignet, das Richtige zu finden, als nach dem zu suchen, was denn angestrebt werden sollte:

 

"Was habe ich zu tun mit ...?"

 

Es gibt viele Varianten dieser Frage, und leicht drängen sich Raummetaphern bei der Beantwortung auf. Ein Betrachter, der die willkommenen von den nicht-willkommenen Sachen trennen will, muß eine eventuell künstliche Grenze zwischen die Sachen setzen oder zwischen sich und die Sachen. Beiläufig stellt sich dann die Frage, auf welche Weise das Subjekt der unbeliebten Sache widerstreitet, ihr widerspricht, usw. Und die Frage, welcher Art die Bindung zu den Sachen sein kann. Und die allgemeine Frage stellt sich, ob eine Sache etwas mit anderen Sachen zu tun hat.

 

Nach dem logischen Satz vom ausgeschlossenen Dritten hat ein Subjekt etwas mit einer Sache zu tun oder nicht. Aber so einfach ist die Sache nicht. Die metaphysische Frage, die fragt, warum es überhaupt etwas gibt, und nicht nichts, ist vielleicht nur eine Variante dieser Frage, wenn auch eine kompliziertere und eine fragwürdigere. Die Frage "Was habe ich zu tun mit .." stellt sich jedoch in erster Linie nicht allgemein, sondern sie stellt sich in vielen Situationen des täglichen Lebens. Weil sie so banal sein kann, und doch auch metaphysisch, und weil sie alle Gebiete dazwischen abdecken kann, ist sie vielleicht eine der hervorragendsten philosophischen Fragen überhaupt. Die Frage will jedenfalls über die primäre Abwehr oder Zuwendung hinausgehen, obwohl diese auch zu ihr gehören.

 

Als Frage nach dem Zusammenhang, der Verbindung, so könnte die Frage gedacht werden. Es geht um den Zusammenhang einer Sache oder eines Geschehnisses mit einem Subjekt. Dazu müßte bekannt sein, was das Subjekt aktuell ist oder sein kann und es müßte bekannt sein, wie und was die Sachen sind oder sein können, die von außen oder scheinbar von außen an das Subjekt herangetragen werden. Je besser eine Person wüßte, was Sachen sind, und was eine Verbindung zwischen Sachen ist, um so besser dürfte es die Frage beantworten können, wer was mit wem zu tun hat.

 

Daß eine Person mit bestimmten Sachen, Geschehnissen und Sachverhalten in Verbindung steht, das sei einmal naiv angenommen. Dem Subjekt geht es oft um das Ausschließen des Teils der Sachen seines Angebots, die ihm unbeliebt sind, insbesondere dann, wenn es mit vielen Sachen in Verbindung steht und ihrer überdrüssig ist. Gerne würde es einige dieser unbeliebten Sachen vermissen, ausschließen oder meiden, um Zeit für andere zu haben, mit denen es mehr zu tun zu haben glaubt, oder die ihm beliebter sind. Das Subjekt kann versuchen, die beliebten Sachen anzustreben.

 

Bestimmte Personengruppen stellen Fragen, die als Varianten der oben genannten Frage angesehen werden können. So geht es den Deterministen um die Frage nach dem naturgesetzlichen Zusammenhang zweier beliebiger Sachverhalte. Den Metaphysikern geht es um die Frage, wo denn die Sachen waren, bevor sie etwas mit der Person zu tun hatten (die verschiedenen Ursachen). Beide Fragen sind mit oben genannter Frage nicht deckungsgleich.

Die oben genannte Frage in verschiedenen wichtigen Situationen

 

-         Was hat eine bestimmte Person mit dem zu tun, das sie während längerer Zeit tut und das sie als wichtig erachtet. Hierzu gehört die Frage, warum sie einen bestimmten Beruf hat, und keinen anderen. (1)

-         Was hat eine Person mit einer Tat zu tun, die sie getan hat? Jeder tut Fehler, Dummheiten und Boshaftigkeiten, aber im nachhinein fällt es schwer, sich mit ihnen zu identifizieren, man möchte sie negieren. Ein Verbrechen zum Beispiel ist schwer zu vergessen. Nicht nur das. Eine "schwere" Tat wird so sehr am Täter haftend gedacht, so als komme er nicht mehr von ihr los. Fast wird ein Wiederholungszwang bei ihm angenommen, so als wäre er für die Zukunft auf ähnliche Weise gefährlich. Er hat durch die Tat zwischen sich selbst und der Tat einen Zusammenhang hergestellt, der vielleicht nicht mehr aufzuheben ist. (2)

-         Was hat ein Subjekt mit dem zu tun, das sie vollbracht, gelernt, konstruiert, erlebt hat? Alles das ist im Gedächtnis vorhanden und je nach Person verschieden. (1+2)

-         Was hat ein Subjekt mit einem wichtigen angenehmen oder unangenehmen Geschehen zu tun, das ihm widerfahren ist. Ein Unfall, oder ein Glücksfall: beide muß es in sich integrieren oder sich von ihm lösen, zum Schicksal zugehörig ansehen oder als nur akzidentell bewerten. (3)

-         Sehr wichtig ist die Infragestellung seiner eigenen Wurzeln, seiner geographischen, familiären Bindungen und die Infragestellung seines Standes, seines Reichtums oder seiner Armut. Diese Infragestellung kann dazu führen, daß eine Person ihr Land verläßt, oder daß sie radikal anders leben will als ihre Vorfahren oder Nachbarn. Sogar die Flucht in eine sogenannte psychische Erkrankung kann eine Antwort auf die Frage sein. (4)

-         Im Zusammenhang mit dem Zu-tun-haben-mit stellt sich auch die Frage, ob eine Person eher die Personen aufsucht, die ihr ähnlich sind oder diejenigen, die ihr verschieden sind. Auch die Trennung vom Elternhaus und die Partnersuche sind ständig von der Frage des Zu-tun-habens-mit begleitet. Freundschaft und Feindschaft sind nur Spezialfälle der Frage. (5)

 

Negieren von Sachen?

 

Wenn eine Person glaubt, nichts zu tun zu haben mit einer Reihe von Sachen oder Geschehnissen, so kann sie von diesen auf verschiedene Weise Abstand zu nehmen suchen. So wie der Körper beim Stoffwechsel einiges abstößt, so kann ein Subjekt sich von unliebsamen Sachen trennen, unbewußt automatisch, indem es die Sachen zum Beispiel einfach wegwirft. Dann hatte sich ihr die Frage des Zutunhabens möglicherweise überhaupt nicht gestellt. Auch dann nicht, wenn sich die weggeworfene Sache immer wieder neu präsentiert. Die Person kann einfach nur versuchen, sich hartnäckiger gegen sie zu wehren. Auch der schnelle Entschluß ist eine Antwort: "Ich habe nichts zu tun mit dieser Sache, also setze ich eine Entfernung zwischen sie und mich." Aber auch hier hat sich die Frage nicht in ihrer ganzen Tragweite zu erkennen gegeben. Der Erfolg des schnellen Entschlusses kann durchaus gegeben sein. So ist zum Beispiel eine Emigration eine wirksame Entfernung vom Ursprung, aber eine gründliche Auseinandersetzung mit der Frage kann gerade hier mit dieser Antwort übergangen worden sein. Allgemein kann gefragt werden, ob es überhaupt möglich ist, etwas zu verwerfen, zu vermeiden, zu negieren. Gibt es eine diesbezügliche Instanz, die dazu befähigt?

 

Wie wird das Zu-tun-haben-mit in der Sprache behauptet?

 

Die Umgangssprache kennt den Unterschied zwischen dem akzidentellen Zu-tun-habens-mit und dem wirklichen Zu-tun-haben-mit sehr gut. Manche Sprachen setzen dafür verschiedene Wörter ein. Man ist eine Berufsbezeichnung, ein Stand, ein Geschlecht, eine politische Stellung. Was man aber nur zufällig oder gelegentlich tut, das ist man nicht. Und doch ist das nur eine quantitative Unterscheidung, keine qualitative.

 

Das Zu-tun-haben-mit wird oft behauptet, selten aber in Frage gestellt, und zwar oft einfach mit dem Verb "sein". Eine Person, die manchmal raucht, ist einfach ein Raucher. Durch das Rauchen ist sie zum Raucher geworden. Wer ein einziges Verbrechen begangen hat, ist zum Verbrecher geworden. Wer oft spielt, ist ein Spieler. Wer nicht mehr verheiratet ist, ist ein Geschiedener.

 

Bis hierher kamen folgende Wendungen vor, oder sie wurden angedeutet mit den in ihnen vorkommenden Wörtern:

Ich kann das Richtige oder das Falsche erleben oder tun.

Das Richtige ist das Wesentliche, Eigentliche.

Das Falsche ist das Unwesentliche, Uneigentliche.

 

Gibt es allgemein Sachen, mit denen eine Person zu tun hat?

 

Kann eine gemeinsame Eigenschaft der Sachen gefunden werden, die erstrebenswert sind oder nicht? Insbesondere die Philosophen wollen sich möglichst von allgemeinen, wesentlichen Sachen umgeben sehen. Die akzidentellen, beliebigen Sachen wollen sie von vornherein als unerwünscht und unwesentlich ansehen, auch wenn sie von ihnen abhängig sind. Auch die Vergangenheit ist ihnen suspekt.

 

Wer in den Tag hinein lebt, nimmt alle Sachen an. Wer plant, beschränkt sich mit bestimmten Kriterien.

 

Gehört das Erleben des Allgemeinen eher zum Richtigen oder nicht?

Gehört das Erleben des Abstrakten eher zum Richtigen oder nicht?

Gehört das Erleben des Zufälligen, Akzidentellen eher zum Richtigen oder umgekehrt?

 

Aber was ist akzidentell? Ist nicht alles akzidentell? Wenn alles akzidentell ist, dann bleibt nicht einmal für die Philosophen etwas übrig, allerhöchstens eine Form ohne Inhalt, also ein Ding an sich. Jedenfalls haben auch die akzidentellen Sachen einen Sinn, denn sie sind es, die sich zur Verfügung stellen, so daß das Allgemeine aus ihnen extrahiert werden kann. Sie sind es, die etwas Nicht-Akzidentelles oder ein Weniger-Akzidentelles zu erleben geben können, in diesem Sinne sind sie zumindest Vehikel des Allgemeinen. Ein Beispiel hierfür ist z.B. die Kenntnis einer bestimmten Sprache und des Alphabets. Weil irgendeine Sprache die Möglichkeit zum Austausch mit Artgenossen eröffnet, und eine Schriftzeichensammlung die Möglichkeit zum Notieren des Erzählbaren ist, wird durch sie das Kennenlernen komplexerer Sachen ermöglicht. Das neu durch dieses Mittel erlebbare kann weniger akzidentell sein als das Mittel selbst.

 

Viele meinen, es genüge, möglichst viel zu erleben, möglichst viel zu lernen, zu lesen, auch Akzidentelles, mit der Hoffnung, daß sich aus alledem das Allgemeine oder das Richtige automatisch zum Vorschein bringt. Ebenso ist es mit dem Verfolgen des politischen Geschehens, um daraus das Richtige und Falsche zu entnehmen, und damit das Sollen und Lassen.

 

Von seiner Natur her ist niemand an eine bestimmte Sprache, Umgebung, Landschaft, Familie, Beruf, Religion gebunden: je nach Geburtsort und -zeit und anderen Umständen richtet jeder sich anders ein. Von der Natur her ist jedoch jeder an sein Geschlecht, sein Alter, seinen Gesundheitszustand gebunden. Alle von vornherein gegebenen Bindungen können in Frage gestellt werden.

 

So gibt es die Möglichkeit, das als das Allgemeine anzusehen, das allen Sachen gemein ist, oder das, das jederzeit, und in jeder Umgebung vorliegt, oder was für jeden vorliegt, unabhängig von der Situation.

 

Der dialektische Blick auf das Falsche, um das Richtige zu tun: Mancheiner glaubt, er müsse das Falsche kennen, um das Richtige besser zu erkennen. Hier stellt sich die Frage, wie weit man sich des Falschen nähern muß, wie weit man es ausführen, aushalten muß, ohne es zu tun.

 

Sachen im Subjekt, die das Richtige versperren

 

Eine komplexe Konfiguration ist, wenn eine Person zwar weiß, was das Richtige ist, aber Hemmungen oder Trägheiten hat, die den Weg dazu versperren. So wird das Subjekt bei der Suche des Richtigen auf das Lösen der Hemmungen oder Trägheiten zurückgeworfen. Diese Situation ist anders als die, in der die Person von anderen Sachen in Beschlag genommen wird, und somit keine Zeit für das Richtige hat.

 

Weiteres zur Definition des Angebots

 

Das Unterschwellige soll auch zum Angebot gehören, insoweit es seine Wirkung tut. Ob zum Angebot auch das gehören soll, das nicht bemerkt wird, oder nachher falsch wiedergegeben wird, muß hier offen bleiben. So etwa, wenn jemand vor einem Unfallgeschehen ist, und dieses später falsch wiedergibt.

 

Zu einem Zeitpunkt hat ein Subjekt viele Möglichkeiten, die ankommenden Sachen standardmäßig zu behandeln, insbesondere wenn diese nicht ganz neu sind. So kann Unbeliebtes standardmäßgig weggedrängt, gefiltert werden. Von hier aus können Verhaltensmöglichkeiten bedacht werden.

 

Zu einem Augenblick stimmt das Angebot fast mit dem überein, was auf die Aufmerksamkeit oder das Bewußtsein eintrifft. Von hier aus gesehen wäre das Angebot der Lieferant von allem, was zum Bewußtsein gelangt, aber nicht unbedingt in jeder Hinsicht bemerkt wird. Aber die beiden Wörter Aufmerksamkeit und Bewußtsein werden jetzt nicht weiter benutzt. Denn es soll hier viel einfacher gedacht werden, nämlich mit dem Wort Wirkung. Das Angebot ist die Summe des auf ein System wirkenden, zumindest insoweit es eine Spur hinterläßt. Diese Gedanken aus dem physikalischen Bereich können genauso gut wie die vorhin genannten zu dem Wort Angebot führen. Hier können wichtige Fragen entstehen, deren Beantwortung ich auf später verlege:

 

-         Wie ist ein System vor seinem Angebot, nur passiv oder auch aktiv?

-         Kann ein Subjekt mehr als ein System, kann es handeln?

 

Ein Beispiel fällt mir ein. Auf die Erde, die wir bewohnen, wirkt Regen, Wind usw., also insgesamt Sachen, die als Menge gedacht werden können. Für diese Menge könnte das Wort Angebot benutzt werden. Moment mal, könnte man einwerfen, ist das nicht Erosion? Richtig. Bei Erosion wird an die einwirkenden Sachen gedacht, und an das Bewirkte. Das ist eigentlich völlig unbefriedigend, weil beides verschieden ist, das eine das Wirkende, das andere die Spur. Analog zum Wort Erosion bedenke man das Wort Bewußtsein. Auch mit dem Wort Bewußtsein vermischt verschiedenes fälschlicherweise zu einer Einheit.

 

Ich habe das Wort Angebot gewählt, weil nicht immer sicher ist, wie die Sachen wirken, und ob sie wirken. So kann es sein, daß wir Sachen zum Angebot hinzudenken, die gar nicht wirken, was aber nicht so schlimm ist. Schlimm wäre es in dem Falle, stattdessen das Wort "das Wirkende" oder "das Einwirkende" zu benutzen, wenn es nicht wirkt.

 

Idealisierung des eigenen Angebots

 

Bestimmte Teile von Angeboten können idealisiert werden, und es kann versucht werden, sie an Artgenossen weiterzureichen. Was ich habe, sollen auch meine Kinder haben, was ich tue, sollen auch meine Kinder tun. Solches hört man oft.

 

Interessant ist, daß ein Subjekt seine Krankheiten und schlechten Erlebnisse eigentlich nicht haben will, das bei ihnen Gelernte aber gerne mit sich herumträgt, ebenso wie seine Klagen dazu.

 

Vielleicht geht aus dem Denken des idealisierten und erlebten Angebots der Anspruch auf Sachen, Personen, erfundene Gegenstände ebenso wie auf Gefühle, Ideen, Wissen und Gemeinschaften hervor. Je nach Möglichkeit und sonstigen Gewohnheiten wird das Zu-tun-haben-mit verteidigt.

 

Vereinnahmung eines Angebots oder der Ursachen eines Angebots

 

Der Erstanspruch ist allgemein üblich: Wer eine Sache zuerst gefunden hat, nimmt sie in Besitz und verteidigt den Besitz. Oft ist es auch nur ein Platz an der Sonne, in der Geborgenheit einer Gemeinschaft usw. Der Erstanspruch ist nur eine Variante des geglaubten Zu-tun-habens-mit. Wenn zwei Personen sich finden, glauben sie, etwas oder viel miteinander zu tun zu haben.

 

Der Erstanspruch geht auch durch Erbschaft, z.B. auf die Kinder über. Oder in einem Verein auf die Nachfolger. Und er geht an die Stelle in dem Verein, welche die Ansprüche z.B. auf Grund hierarchischer Gewohnheiten verwaltet. Auch dies wird allgemein gutgeheißen.

 

Eine Sache wird oft mit Hilfe der Sachen ihrer Umgebung definiert

 

Das mag von vornherein kurios erscheinen. Für jedes Tier wird angenommen, daß es eine ihm spezifische Lebenswelt hat. Wer obiges gelesen hat, sieht, daß es nicht vorrangig um Dynamik ging, sondern um Statik, um das, was auf eine Sache wirken kann oder welche Sachen für ein Subjekt vorliegen. Auch hier ist das Problem des Dinges an sich. Wenn man alles aus der Umgebung entfernt, bleibt ein Ding an sich, so daß ein Subjekt eigentlich nichts mehr mit anderem zu tun haben kann. Eine Sonnenblume scheint mit dem Licht zu tun zu haben, weil sie sich ihm zuwendet. Ohne Licht kann sie nicht mehr das sein, was sie ist.

 

Je zahlreicher die möglichen Sachen sind, auf die ein Subjekt agieren und reagieren kann, um so schwerer wird die Frage, mit was es zu tun hat. Und umso schwerer wird seine diesbezügliche Definition. Und die Frage stellt sich von vornherein, ob diese Definitionsmöglichkeit über das Angebot oder das scheinbar selbstgewählte Teil des Angebots auch sinnvoll ist, und ob diese Definitionsmöglichkeit redundant und damit eventuell unnütz ist.

 

Gesundheit, Bedürfnisse und die einengende Umgebung

 

Die diesen Wörtern entsprechenden Sachen schränken ein Subjekt ein, mindern seine Macht in einem gewissen Sinne. Und doch helfen sie nicht, zu bestimmen, womit ein Subjekt zu tun hat, weder im negativen, noch im positiven Sinne. Denn sie beziehen sich nur auf Bedingungen, die es einem Subjekt erst ermöglichen, das zu tun, womit es eigentlich zu tun hat.

 

Weder im positiven noch im negativen Sinne bedeutet, daß es nicht um die Erhöhung der Macht gehen kann, wie Spinoza es vermutete, noch um ihren bloßen Erhalt. Damit gehören Gesundheits-, Reichtums-, Bewahrungs- oder Bewegungsideale nicht zu dem, womit ein Subjekt eigentlich zu tun hat. (Bewegungsideale: Wandern, Reisen, Sport). Und wenn sie doch zum Repertoire eines Subjekts gehören, so kann es sein, daß sie von einer Hoffnung auf die Zeit ausgehen, in der es möglich wird, das zu tun, worum es eigentlich geht.

 

Weiter wird jetzt deutlich, daß der Zugang zu dem, was man eigentlich zu tun hat, erst in einem größeren Freiheit möglich wird. Das Sich-Befreien vom Beschränkenden gehört jedoch nicht direkt zum Richtigen.

 

Wie kann das Richtige gefunden werden?

 

- Durch Aufstellen von Idealem, Gedanken, Plänen, Utopien,

- durch Abziehen des Nicht-Eigentlichen im Erleben,

- durch Sonstiges?

 

Obwohl das alles schon angedeutet wurde, und das Sich-Befreien vom Beschränkenden nicht direkt zur Frage des Zu-tun-habens-mit gehört, ist immer noch nicht klar, wie dieses bestimmt werden kann, ob durch Abzug dessen, womit ein Subjekt nichts zu tun hat oder haben kann, oder durch Ideale und Gedanken, Pläne, nach denen ein Subjekt sich richten kann, oder durch Sonstiges.

 

Hinzu kommen einige bekannte Probleme, unter anderem das schon in einem anderen Abschnitt gezeigte Problem, nach dem das Sich-selbst und damit die Selbstorganisation nicht möglich ist. Wenn hier an ideale Lebenswelten gedacht wird, so geschieht dies immer unter der Abstraktion, als wäre man außerhalb dieser. So tun diejenigen, die über artgerechte Tierhaltung nachdenken, über eine gute Erziehung, über eine ideale Partnerschaft oder über einen möglichst guten Tod, wenn die Zeit gekommen ist. Wenn wir mit dem Nachdenken über dieses Eigentliche zu tun haben, kann dieses zu einem Wissen oder einem Plan übergehen, dort Kräfte ausüben, und dieses kann zu einer Realisierung des Entsprechenden führen. Demnach könnte sich dieses Eigentliche in der Muße entwickeln. Wenn es aber so wie bei den Philosophen überhand nimmt, so kann es, wenn es weder sie noch die anderen zum Eigentlichen führt, dann doch wieder zum Uneigentlichen gehört. Denn der "weltliche" Erfolg einer philosophischen Schule kann von anderen Bedingungen abhängen, und nichts zum Finden des Richtigen beitragen.

 

Auch Mystiker gehen einen Umweg zum Eigentlichen. Ob sie dabei immer zu ihm gelangen, ist eine andere Frage. Oder ob das was sie finden, sie nachträglich zu Eigentlichem führt.

 

(27.6.2002)

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zum nächsten Text: meinung.htm Meinungsaustausch, eine lästige Gewohnheit, mit folgender Beschreibung: Dem Meinungsaustausch können wir in Gesprächen gleich welcher Art ausgesetzt sein, der Text zeigt keine Alternative.

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zur Übersicht: www.weltordnung.de

© Joseph Hipp